Kaine vs. Pence

US-Wahl: Hartes Duell der beiden Vizes

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Kaine und Pence beklagten "Beleidigungen" des anderen Lagers.

Rund eine Woche nach der TV-Debatte der US-Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump sind auch deren Bewerber für die Vizepräsidentschaft in ihrem direkten Duell hart aneinandergeraten. In ihrer Fernsehdebatte in der Nacht auf Mittwoch erhoben sowohl Senator Tim Kaine von den Demokraten als auch der republikanische Gouverneur Mike Pence den Vorwurf, dass das gegnerische Lager eine auf "Beleidigungen" basierende Kampagne betreibe.

Kaine beschuldigt Trump, von bloßen egoistischen Zielen getrieben zu sein. Der Immobilienmogul setze "immer sich selbst an die erste Stelle". Seine geschäftliche Karriere habe er "auf dem Rücken kleiner Leute" aufgebaut. Während seiner Wahlkampagne habe er dann Immigranten und Frauen beschimpft.

Pence konterte, indem er Clintons Bemerkung aufgriff, die Hälfte der Trump-Anhänger seien "beklagenswerte" Menschen. Der Gouverneur des Bundesstaates Indiana bewertete diese Äußerung als wesentlich schlimmere Beleidigung als alles, was Trump im Laufe seines Wahlkampfs gesagt habe. Die Demokratin hatte die Bemerkung allerdings im Nachhinein bedauert.

Unter Clinton gewann IS an Einfluss

Pence griff Clinton auch heftig wegen ihrer Bilanz als frühere Außenministerin an. Während ihrer Amtszeit sei die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) erstarkt und der Nahe Osten "außer Kontrolle" geraten. Diese Entwicklungen seien das Resultat ihrer "schwachen Außenpolitik".

Pence übte scharfe Kritik an Russland. Er warf der Führung von Präsident Wladimir Putin vor, korrupt zu sein. Pence trat bei dem Duell am Dienstagabend (Ortszeit) zudem dafür ein, im syrischen Bürgerkrieg eine harte Linie gegenüber Moskau zu verfolgen. "Die Provokationen durch Russland müssen mit amerikanischer Stärke beantwortet werden", erklärte Pence. "Wenn Russland sich weiterhin an barbarischen Angriffen auf Zivilisten in Aleppo beteiligt, müssen die USA darauf vorbereitet sein, das Assad-Regime militärisch anzugreifen, um eine humanitäre Katastrophe in Aleppo zu verhindern."

Trump hatte sich in der Vergangenheit immer wieder bewundernd über Putin geäußert und sich für eine Kooperation mit Russland in Syrien stark gemacht. Allerdings fielen diese Äußerungen, bevor die USA in dieser Woche den Dialog mit Russland über den Bürgerkrieg abgebrochen hatten.

Schlagabtausch

Kaine bezeichnete Trump als Gefahr für die öffentliche Sicherheit. Kaine bezog sich am Mittwoch auf eine Äußerung des ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan, der gesagt hatte, ein "Idiot oder Irrer" mit einer Atomwaffe könne eine Katastrophe auslösen. "Und ich denke, dieses ist der Chef von Gouverneur Mike Pence", sagte Kaine. Der Republikaner Pence reagierte darauf mit einem Gegenangriff: "Senator, Senator, das war sogar unter dem Niveau von Ihnen und Hillary Clinton, und das ist schon recht niedrig."

Die Debatte in der Kleinstadt Farmville im Bundesstaat Virginia war geprägt von zahlreichen Unterbrechungen und Angriffen auf die potenziellen Chefs ihres jeweiligen Gegners. Pence zielte darauf ab, Clinton als nicht vertrauenswürdig und ihre Amtszeit als Außenministerin Barack Obamas als gescheitert darzustellen. Kaine wiederum warf Trump vor, Versprechen gebrochen zu haben, indem er sich weigert, seine Steuerunterlagen zu veröffentlichen.

Erfahren, aber nicht schillernd

Pence und Kaine gelten als erfahrene Politiker, schillernde Persönlichkeiten sind sie nicht. Der 58-jährige Kaine vertritt Virginia im Senat und war früher Gouverneur des Bundesstaates. Der 57-jährige Pence ist Gouverneur von Indiana. .

Einem Bericht der "New York Times" zufolge hat Trump möglicherweise 18 Jahre lang keine Steuern gezahlt, nachdem er 1995 einen Verlust von 916 Millionen Dollar geltend gemacht habe. Trump sagte dazu, er habe die Steuergesetze "brillant" zu seinem Vorteil genutzt. Fast die Hälfte der Amerikaner halten es einer Reuters/Ipsos-Umfrage zufolge für "schlau", wenn ein Präsidentschaftskandidat Steuern vermeidet. Zugleich bezeichnen dieses Vorgehen aber etwa zwei Drittel der Befragten als "egoistisch" und "unpatriotisch".

Republikaner am Land stärker

Traditionell können republikanische Kandidaten auf die Unterstützung aus ländlichen Gegenden der USA bauen. Zwar hatte Mitt Romney 2012 gegen Amtsinhaber Obama verloren, doch auf dem Land hatte er immerhin 59 Prozent der Wähler auf seiner Seite. Einer Reuters/Ipsos-Umfrage vom August zufolge führt Trump auf dem Land mit 41 Prozent vor Clinton, die auf 28 Prozent kommt. Allerdings arbeitet der demografische Trend gegen die Republikaner, da in vielen Bundesstaaten immer mehr Menschen in die Städte ziehen und politisch nach links - "liberal", wie es in der US-Politik heißt - driften. So war Virginia selbst lange Zeit eine sichere Bank für die Republikaner. Jüngsten Umfragen zufolge liegt hier jedoch inzwischen Clinton in Führung.

Während Kaine und Pence sich nur dieses eine TV-Duell lieferten, werden Clinton und Trump noch zwei Mal gegeneinander antreten. Ihr nächstes Duell steht in der Nacht auf Montag an.
 

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