Republikanischer Senator positiv - Demokrat Schumer: Alle im Kapitol testen.
Washington. Der Coronavirus-Test beim demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden ist am Freitag negativ gewesen. Das teilte sein Arzt Kevin O'Connor mit. Das sei auch bei seiner Ehefrau Jill Biden der Fall.
Biden wird seinen Wahlkampf mit einem Besuch in Michigan fortsetzen. Das teilte ein Mitarbeiter mit. Der Bundesstaat ist für beide Präsidentschaftskandidaten von großer Bedeutung.
Auch die demokratische Vizepräsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr Ehemann wurden am Freitag negativ getestet. Sie setzen ihre geplanten Wahlkampfreisen fort. Harris war am Freitag auf dem Weg nach Las Vegas.
Biden und der infizierte Amtsinhaber Donald Trump standen am vergangenen Dienstag in ihrer ersten TV-Debatte auf einer Bühne. Die beiden Kontrahenten standen dabei zwar stets auf einem deutlichen Abstand voneinander entfernt - laut Medienberichten waren es knapp vier Meter. Aber sie trugen in der zum Teil sehr hitzig und laut geführten Diskussion keine Masken. Trump könnte bereits in den Tagen vor seinem positiven Corona-Test ansteckend gewesen sein.
Unklar blieb auch, ob die Kandidaten sich hinter den Kulissen in unmittelbarer Nähe aufgehalten haben könnten. Trump ist 74 Jahre alt, Biden 77 Jahre. Sie gehören damit eher zu einer Corona-Risikogruppe.
Trump zeigt nach Angaben seines Stabschefs milde Symptome seiner Coronavirus-Infektion. Trump arbeite und werde dies auch weiter tun, sagte Mike Meadows am Freitag. Bei den Mitgliedern des Kabinetts und Mitarbeitern des Präsidialamts liefen Tests, um das Ausmaß des Ausbruchs abzuschätzen. Die Untersuchung von Vize-Präsident Mike Pence habe keine Ansteckung ergeben, sagte dessen Sprecher.
Trump hatte seine Infektionen in der Nacht selbst auf Twitter bekanntgegeben. Auch seine Ehefrau Melania sei positiv. Sie weist nach eigenen Angaben leichte Symptome einer Erkrankung auf. Insgesamt gehe es ihr aber gut, schrieb die First Lady am Freitag bei Twitter. Sie stelle sich auf eine rasche Genesung ein.
Die Nachricht von Trumps Corona-Infektion führte zunächst zu Einbrüchen an den Finanzmärkten, die sich im Tagesverlauf allerdings weitgehend erholten. Trumps Berater räumten ein, dass die Infektion einen Monat vor der Präsidentenwahl erhebliche Auswirkungen auf den Wahlkampf haben wird. Trump liegt in Umfragen hinten.
"Das amerikanische Volk kann sich sicher sein, dass wir einen Präsidenten haben, der nicht nur bei der Arbeit ist, sondern auch bei der Arbeit bleiben wird", sagte Meadows vor Journalisten im Weißen Haus. "Ich bin optimistisch, dass er sich sehr schnell und rasch erholen wird." Einzelheiten nannte Meadows nicht. Trumps Arzt Sean Conley hatte zuvor erklärt, er erwarte, dass der Präsident seine Amtsgeschäfte "ohne Unterbrechung" weiterführen könne. Der Mehrheitsführer im Senat, der Republikaner Mitch McConnell, sagte nach einem Telefonat mit seinem Parteikollegen, Trump sei "guter Dinge".
Der 74-jährige Präsident wird regelmäßig auf das Virus getestet. In seinem Alter gehört er naturgemäß zur Risikogruppe. Zudem gilt er als übergewichtig. In seiner Amtszeit sind bisher zwar keine gesundheitlichen Probleme öffentlich geworden. Jedoch ist Trump nicht bekannt dafür, sich fit zu halten oder eine gesunde Diät einzuhalten. In den vergangenen Wochen hat er Auftritte mit mehreren Tausenden Menschen absolviert, obwohl Experten von Menschenansammlungen abraten. Trump neigt ferner dazu, ungeachtet der Expertenwarnungen in der Öffentlichkeit keine Maske zu tragen.
Trump hatte noch am Donnerstag vorhergesagt, das Ende der Pandemie sei in Sicht. Auf Twitter gab er zunächst bekannt, dass seine enge Beraterin Hope Hicks positiv getestet worden sei. Medienberichten zufolge war sie am Dienstag mit ihm in der Präsidentenmaschine Air Force One nach Cleveland zum ersten TV-Duell gegen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden gereist. Ein Test beim 77-jährige Biden verlief negativ. Seine Vize-Kandidatin Kamala Harris war einem Insider zufolge ebenfalls nicht infiziert. Sollte Trump amtsunfähig werden, würde Pence die Regierungsgeschäfte übernehmen. Unklar blieb, ob Harris und Pence wie geplant am Mittwoch ihr TV-Duell abhalten werden.
Sollte Trump den Wahlkampf nicht fortführen können, würde das Nationale Komitee der Republikaner einen neuen Kandidaten bestimmen. "Trump ist ein energiegeladener Präsident mit einer riesigen Persönlichkeit", sagte der für Spenden zuständige republikanische Mitarbeiter Dan Eberhart. "Ohne seine Persönlichkeit fehlt dem Wahlkampf die Energie." Umfragen zufolge liegt Trump gegenwärtig hinter Biden. Dabei läuft die Abstimmung schon in vielen Bundesstaaten: Einer Schätzung der University of Florida zufolge haben mindestens 2,2 Millionen Amerikaner bereits über die Briefwahl oder an einer Urne gewählt.
An den weltweiten Finanzmärkten sorgte der positive Corona-Test des Präsidenten für Unruhe. Anleger brachten ihr Geld in Sicherheit, trennten sich von Aktien und griffen zu Gold und Staatsanleihen. Aus aller Welt und auch von politischen Rivalen kamen Besserungswünsche für die Trumps. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in Brüssel, sie wünsche dem Präsidenten und seiner Frau "alles Gute" bei der Genesung. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wünschte Trump baldige Genesung.
Der republikanische Senator Mike Lee teilte unterdessen per Tweet mit, er sei am Donnerstag positiv auf das Coronavirus getestet worden. Auch die republikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel ist mit dem Coronavirus infiziert.
Der Chef der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, forderte ein Coronatest-Programm für alle Abgeordneten und Mitarbeiter im Kapitol. Die Ergebnisse müssten öffentlich gemacht werden, verlangte Schumer.