Ost-Küste bedroht

USA zittern vor Monster-Sturm "Sandy"

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Obama sagte Wahlkampftermine ab: New Yorker Bürgermeister mahnt zur Ruhe.

Amerikanische TV-Sender haben vor dem Monstersturm des Jahrhunderts gewarnt. Die Bewohner der US-Ostküste hofften unterdessen, dass die Wetterdienste mit ihren Prognosen falsch liegen. Andersfalls droht einem der dicht besiedelten Gebiete der USA kurz vor der Wahl ein Desaster.

Hurrikan "Sandy" zog an der Ostküste der USA hoch und wirbelte den Präsidentenwahlkampf durcheinander. Am Sonntag ortete das Nationale Hurrikan-Zentrum den Sturm rund 400 Kilometer vor North Carolina. Sowohl Präsident Barack Obama wie sein Herausforderer Mitt Romney mussten am Wochenende Termine absagen, um den Sturm zu umgehen. Obama hielt am Samstag eine Telefon-Konferenz mit den Leitern der Notfallbehörden in den betroffenen Regionen ab, wie das Weiße Haus mitteilte.

 

Hurricane Sandy
© APA

Für die Bewohner der Hauptstadt Washington und mehrerer Bundesstaaten, darunter New York und Maryland, riefen die Behörden den Notstand aus. Wetterexperten warnten vor einem möglichen Jahrhundertsturm. Eine Woche vor der Präsidentschaftswahl könnte er für mehrere Zehnmillionen Menschen die Stromversorgung kappen.

Die Prognosen der Wetterexperten sahen düster aus: "Wenn man Bäume hat, die noch Blätter tragen und dieser Wind und Regen daraufkommen, kippen diese Bäume um, und die Stromversorgung fällt aus", warnte CNN-Meteorologe Rob Marciano. "Zudem gibt es eine verheerende Überschwemmung."

Experten fürchten, dass sich der Schaden allein durch den Wind auf über drei Milliarden Dollar (rund 2,3 Milliarden Euro) belaufen könnte, wenn passiert, was die Meteorologen prognostizieren: Demnach wird "Sandy" an diesem am Montag irgendwo zwischen Washington und Boston auf Land treffen.

Befürchtet wurde, dass der Hurrikan im Nordosten der USA auf einen Wintersturm stößt. Diese Kombination könne zum schwersten Unwetter seit August 1991 führen. Damals führte Hurrikan "Bob" an der Ostküste der USA von South Carolina im Süden bis Maine im Norden zu vier Todesopfern und hohen Sachschäden.

"Sandy" hatte in den Vortagen in der Karibik mindestens 57 Todesopfer gefordert, wie die Behörden bis Sonntag bestätigten. Den ganzen Tag über warnten Radio- und Fernsehsender die US-Bevölkerung an der Ostküste vor einem drohenden "Frankenstorm" in Anlehnung an das von der Filmfigur Frankenstein geschaffene Monster.

Große Schäden befürchtet

Der Sturm könnte demnach von Montag bis Dienstag mit Starkregen, Hochwasser, Schnee und heftigem Wind große Schäden zwischen Washington und Boston anrichten. Dieser Streifen der Ostküste gehört zu den am dichtesten besiedelten Regionen der USA. Schon am Sonntag wurde mit starkem Wind, schweren Regengüssen und Schneefall gerechnet.

Mehrere Airlines gingen davon aus, dass insgesamt hunderte Flüge über den Atlantik und an der Ostküste der USA gestrichen werden müssen. Sie boten ihren Kunden gebührenfreie Umbuchungen an.

Die Schiffe der Navy, die im wichtigen Hafen Norfolk im Bundesstaat Virginia liegen, müssen verlegt werden. 61.000 Mitglieder der Nationalgarde waren in Katastrophen-Bereitschaft. Vielerorts sicherten Menschen ihre Häuser mit Brettern und Sandsäcken.

Hamsterkäufe führten zu ersten Engpässen. Viele Supermärkte von Washington bis New York waren am Sonntag ohne Wasser. Auch Batterien und Lebensmittel in Dosen wurden knapp. "Eine Palette Wasser haben wir noch im Lager", sagte ein Mitarbeiter eines Supermarktes in Reading in Pennsylvania. "Aber die Leute kaufen auf Vorrat. Kaum einer, der nicht zwei Kartons mit Wasserflaschen in seinem Wagen hat."

Für die schmalen Inseln vor New York gab es am Sonntag Evakuierungsbefehle. In der Metropole selbst wird vermutlich der U-Bahn-Verkehr gestoppt. Der Sturm könne so viel Wasser auf das Land drücken, dass die Tunnel überflutet werden könnten. Für die Stadt waren vorerst noch keine Evakuierungen geplant.

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