Er raste mit Kleinbus in voll besetzten Gastgarten: Tote, Verletzte. Hatte er Kontakt zu rechtsextremer Szene?
Samstag, erster Frühlingstag, 15.27 Uhr. Die Gastgärten in der Universitätsstadt Münster sind voll. Besonders vor den Traditionslokalen Großer Kiepenkerl und Kleiner Kiepenkerl im historischen Herzen der Stadt. Ein auch bei Touristen beliebter Treffpunkt neben der Kiepenkerl-Statue.
Keine Chance
Plötzlich rast ein Van durch die engen Gassen. Die Gäste im Freien haben keine Chance mehr. Sie werden mit voller Wucht erfasst und weggeschleudert. Stühle, Tische kippen um, Gläser bersten, Schreie. Blutende Menschen laufen in Panik davon, liegen verletzt auf dem Gehsteig.
Dramatisch
Eine Studentin geschockt: „Auf einmal kamen schreiende Menschen angerannt, gellend riefen sie: ,Weg, weg, da ist einer in Menschen gerast! Das ist Terror!‘“
Großalarm
Der Kleinbus bleibt wenige Meter weiter stehen: „Der Amokfahrer brachte sich noch im Auto um“, sagt der Polizeisprecher Peter Nüßmeyer zu ÖSTERREICH. Der Täter jagte sich eine Kugel in den Kopf.
Psychisch gestört
Bei dem Todesfahrer handelt es sich um den deutschen Staatsbürger Jens R., geboren 1969. Bereits 2014 und 2016 war er „psychisch auffällig“, so die Polizei. Auch soll er kürzlich einen Selbstmordversuch unternommen haben. Polizeiliche Vorstrafen hat er keine; der Van, mit dem er durch die Innenstadt raste, war auf ihn zugelassen. Seine Wohnung in Münster wurde von Ermittlern durchforstet. Die Polizei suchte auch das Fahrzeug nach Sprengstoff ab.
300 Ärzte im ganzen Land wurden alarmiert
Die erste Bilanz der Amokfahrt: zumindest 20 Verletzte, mindestens drei Todesopfer, darunter der Täter. Sechs Personen schwebten nach ihrer Einlieferung ins Spital in Lebensgefahr. 300 Ärzte im gesamten Bundesland wurden alarmiert.
Motiv unklar: Hinweise auf Kontakt zu rechtsextremer Szene
Die Innenstadt wurde von der Polizei abgeriegelt. Über der Stadt kreisten Polizeihelikopter. Welches Motiv letztlich Auslöser für die Todesfahrt und den anschließenden Selbstmord von Jens R. war, ist noch offen. Allerdings sollen in der Wohnung des mutmaßlichen Täters Hinweise auf einen rechtsextremen Hintergrund gefunden worden sein. Allerdings sollen sie nicht belastbar genug sein, um daraus ein extremistisches Motiv abzuleiten, schreiben die "Westfälischen Nachrichten".
Zudem soll R. auch noch weitere Wohnungen in Ost-Deutschland gehabt haben. Nun wird geprüft, ob er Kontakt zu der dortigen rechtsextremen Szene gehabt hatte.
Kalaschnikow in der Wohnung gefunden
Zudem soll in der Wohnung von R. eine Kalaschnikow gefunden worden sein. Das berichtet die "Bild" online. Nun müsse geprüft werden, ob das Sturmgewehr vom Typ AK47 funktionstüchtig war oder nicht. Im AMok-Bus selbst wurde schließlich kein Sprengstoff gefunden. Stattdessen sollen nur Polen-Böller darin gewesen sein.
Sprengung
Gegen 20 Uhr untersuchte dann eine Sondereinheit eine Wohnung in Tatortnähe, wo R. gemeldet war. Es folgte ein lauter Knall, der auf eine kontrollierte Sprengung schließen ließ. Erst danach betraten die Ermittler die Wohnung. Der Einsatz, der auch von der Feuerwehr unterstützt wurde, zog sich bis in die späten Nachtstunden. Fest dürfte aber stehen, dass R., der sich bereits am 29. März bei allen Bekannten via E-Mail verabschiedet haben soll, bei dem Wahnsinn allein gehandelt hat.(lae, wek, baa)