Wegen Untätigkeit

Vergewaltigungsopfer verklagt Polizei

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Die Studentin erfährt im Internet breite Unterstützung.

Ermutigt durch "Fotos von Frauenkundgebungen in aller Welt" im Zuge der #MeToo-Debatte hat die Studentin Renee Ren in China gegen die Polizei aufbegehrt. Die 26-Jährige hatte eine Vergewaltigung angezeigt - da die Polizei jedoch nach ihren Angaben nichts tat, verklagte sie diese nun wegen "Untätigkeit".
 
Ren hatte auf einer Wache in Changjiang Anzeige erstattet, nachdem sie im Juli vergangenen Jahres auf dem Universitätsgelände vergewaltigt worden war. Die Polizisten fotografierten zwar ihre Verletzungen, forderten jedoch keine Überwachungsvideos ein und verzichteten auch darauf, den mutmaßlichen Vergewaltiger zu befragen, wie Ren der Nachrichtenagentur AFP sagte.
 

Klage abgewiesen

Da die Polizei Ermittlungen verweigerte, gab sie zunächst auf - bis die #MeToo-Debatte Anfang des Jahres auch China erreichte. Ein Gericht ließ Rens Klage gegen die Polizei zunächst zu, wies sie in der vergangenen Woche aber aus formalen Gründen ab. Doch allein die Tatsache, dass die junge Frau überhaupt Klage einreichen konnte, ist bemerkenswert in einem Land, in dem Bürger nur wenige Möglichkeiten haben, sich gegen Behördenwillkür zu wehren.
 
Am Freitag legte Ren Berufung ein und erklärte, ihre Klage solle als Zivilverfahren betrachtet werden, nicht als Strafverfahren. Es gehe ihr nicht um eine Entschädigung, aber sie wolle, dass die Polizisten in Changjiang disziplinarisch bestraft würden für die Erniedrigung, die sie erfahren habe. Eine Polizistin hatte die Vergewaltigung mit den Worten kommentiert: "Nicht jede sexuelle Erfahrung ist gut."
 

Unterstützung im Netz

Rens Blog auf der chinesischen Online-Plattform Weibo wurde mehr als 20 Millionen Mal aufgerufen, in den Kommentaren wird sie überwiegend unterstützt. Während die #MeToo-Debatte um sexuelle Übergriffe in westlichen Ländern eine breite öffentliche Debatte entfachte und zu Rücktritten und Entlassungen führte, haben die Behörden in China versucht, die Diskussion unter Kontrolle zu halten. Kommentare in den sozialen Medien werden teils zensiert.
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