Behörden: "Enorme Schäden" - Flammen sogar aus dem All zu sehen
Bei schweren Waldbränden in Sibirien sind mindestens 26 Menschen ums Leben gekommen und beinahe tausend verletzt worden. In früheren Berichten war die Rede von mindestens 17 Todesopfern. In der südöstlichen Region Chakassien wurden 23, in der ostsibirischen Region Tschita drei Menschen getötet, teilten die Behörden am Montag mit.
In Chakassien sind den Angaben zufolge mehr als 30 Dörfer von den Bränden betroffen, die Behörden sprachen von "enormen Schäden". Mehr als 900 Menschen seien dort verletzt und 77 ins Krankenhaus eingeliefert worden, sagte eine Behördensprecherin. Schon über 5.000 Menschen hätten zudem durch die Brände ihre Behausung verloren, darunter rund tausend Kinder.
Mehr als 5.000 Helfer waren während der Nacht im Einsatz. Russlands Präsident Wladimir Putin koordiniere persönlich den Einsatz der Rettungskräfte dort, teilte sein Sprecher mit. Für den Dienstag wurde ein regionaler Trauertag ausgerufen.
Die Behörden machten Bauern, die trockenes Gras verbrannten, für die Brände verantwortlich: "Diese Feuer wären nicht ausgebrochen, wenn keiner mit Streichhölzern gespielt hätte", sagte der stellvertretende Katastrophenschutzminister Alexander Tschuprijan. "Und es waren Erwachsene und keine Kinder, die das getan haben", fügte er hinzu. Moskauer Ermittler nahmen Behördenangaben zufolge Untersuchungen gegen fünf Menschen wegen Fahrlässigkeit auf.
Flammen sogar aus dem All zu sehen
Laut dem staatlichen Fernsehen waren die Feuer derart heftig, dass sie sogar aus dem All zu erkennen waren. Das Fernsehen zeigte Satellitenaufnahmen der Flammen, die auf dutzenden Quadratkilometern tobten und den Angaben zufolge mehr als drei Meter hoch geschlagen sein sollen. Sturmartige Winde und Temperaturen von bis zu 25 Grad Celsius sollen das Feuer den Behörden zufolge erheblich angefacht haben. "Sowas haben wir noch nie erlebt", sagte eine Sprecherin der örtlichen Regierung mit Blick auf das Ausmaß der Brände.
Auch mindestens 700 Rinder und rund 3.000 Schafe kamen bei den Waldbränden in Chakassien um. Angesichts der Zerstörung von tausenden Hektar Weideland gab es Befürchtungen, dass es nun nicht mehr genügend Nahrung für die überlebenden Tiere gibt.
Ebenfalls am Montag versuchten Helfer Brände in der weiter östlich gelegenen Region Tschita unter Kontrolle zu bringen, wo bisher drei Menschen getötet wurden, darunter ein dreijähriges Mädchen. "Die Situation ist sehr ernst", sagte der dortige Gouverneur Konstantin Ilkowski seinen Mitarbeitern zufolge.
Auch Ilkowski rief die Bewohner dazu auf, kein weiteres Gras mehr zu verbrennen; die Einwohner verschiedener Ortschaften sollten sich auf eine Evakuierung vorbereiten. Die Behörden gaben an, dass auch in der Nähe mehrerer Munitionslager gegen die Flammen gekämpft werde. Allerdings beharrten sie darauf, dass von diesen keine Gefahr einer Explosion ausgehe.
Das Feuer hatte sich am Sonntag in Windeseile ausgebreitet und auf Dutzende Dörfer der Region im Süden Sibiriens übergegriffen. Dabei waren die meist aus Holz gebauten Häuser verbrannt. Die Behörden kündigten Hilfen bis zu 100.000 Rubel (rund 1.500 Euro) je Schadensfall an.
Im Frühling und Herbst kommt es in Russland durch das Abbrennen von trockenem Gras immer wieder zu verheerenden Bränden. Bei den schlimmsten Bränden der russischen Geschichte hatte es auch viele Tote gegeben. 2010 kamen bei derartigen Feuern mindestens 60 Menschen ums Leben, mehr als 3.000 Häuser wurden zerstört. Moskau war damals von dichtem Rauch umhüllt und die Sterberate in Russlands Hauptstadt um das Doppelte nach oben geschnellt. Die Umweltorganisation Greenpeace hat den russischen Behörden immer wieder vorgeworfen, keine Lehren aus der Jahrhundert-Katastrophe gezogen zu haben.