Ein Bild aus dem All sorgt für Aufsehen – diesmal nicht vom altbekannten Hubble-Teleskop, sondern von seinem modernen Nachfolger: dem James-Webb-Weltraumteleskop.
Es richtet seinen bisher genauesten Blick auf ein Gebiet, das schon vor 20 Jahren für Schlagzeilen gesorgt hat. Das Ergebnis: eine Aufnahme, wie es sie noch nie gegeben hat.
Zurück an einen historischen Punkt im Himmel
Im Jahr 2004 wurde ein scheinbar leerer Himmelsausschnitt vom Hubble-Teleskop genau untersucht. Damals stellte sich heraus: Das Feld war keineswegs leer – sondern voller weit entfernter Galaxien. Das Bild ging um die Welt und zeigte erstmals, wie weit man zurück in die Vergangenheit blicken kann.
Fast unsichtbar für Hubble - das alte Bild vom MIDIS-Feld (2003-2004).
Genau dieses Stück Himmel wurde nun erneut aufgenommen – diesmal vom James-Webb-Teleskop. Die europäische Weltraumagentur ESA berichtet, dass die neuen Instrumente mit deutlich höherer Empfindlichkeit und anderen Lichtwellenlängen arbeiten. Dadurch entsteht ein ganz neues Bild.
Ein Mini-Ausschnitt, aber voller Informationen: Das neue Bild vom MIDIS-Feld: (2025)
Das aktuelle Foto wurde mit dem sogenannten Mid-Infrared Instrument (MIRI) aufgenommen. Fast 100 Stunden lang sammelte das Teleskop Licht aus dem All – ein Rekordwert für diesen Bereich. Die Region ist Teil des früheren „Hubble Ultra Deep Field“, wurde jetzt aber nochmals genauer und unter neuen Bedingungen untersucht.
Was auf dem neuen Bild zu sehen ist, wirkt auf den ersten Blick fast unscheinbar – viele kleine Punkte. Doch in Wahrheit sind es über 2500 weit entfernte Galaxien. Einige senden Licht, das schon kurz nach dem sogenannten Urknall (vor etwa 13,8 Milliarden Jahren) entstanden ist. Viele dieser Galaxien erscheinen rötlich-orange. Das ist kein Zufall: Diese Farbe deutet auf große Mengen Staub hin, auf starke Bildung neuer Sterne oder auf zentrale Bereiche mit viel Energie. Solche Strukturen waren mit älteren Teleskopen kaum sichtbar.
Andere Galaxien leuchten grünlich-weiß. Sie sind besonders weit entfernt. Ihr Licht wurde auf dem Weg zu uns durch die Ausdehnung des Universums in längere Wellen verschoben – genau in den Bereich, den das MIRI-Instrument messen kann.
Neue Details durch Kombination mehrerer Instrumente
Webb arbeitet nicht nur mit MIRI. Auch die Nahinfrarot-Kamera (NIRCam) war bei der Aufnahme beteiligt. In Kombination lassen sich Details erkennen, die vorher nicht sichtbar waren. Manche Galaxien zeigen bereits ausgeprägte Formen – wie Spiralen oder Klumpen. Andere wirken noch sehr ungeordnet.
Diese Unterschiede helfen Forscherinnen und Forschern zu verstehen, wie sich die ersten Sterne gebildet haben und wie aus ihnen größere Strukturen entstanden. Das untersuchte Gebiet ist Teil zweier Forschungsprogramme (#1283 und #6511), geleitet von G. Östlin. Ziel ist es, besser zu verstehen, wie früh im All bereits komplexe Galaxien entstanden sind.
Was Webb besser macht als Hubble
Hubble hat der Welt einen ersten Eindruck vom „tiefen Universum“ vermittelt. Doch Webb geht noch weiter. Es kann durch Staub blicken und Licht erfassen, das Hubble verborgen blieb. Mit dieser neuen Tiefe zeigt sich: Die Entstehung von Galaxien begann früher als gedacht – und verlief in Formen, die wir erst jetzt langsam verstehen.