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Alle bewusstlos

Abgestürzte Cessna: An Bord war Promi-Unternehmerfamilie

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Ein in Österreich registrierter Privatjet ist am Sonntag über der Ostsee vor der Küste Lettlands abgestürzt. An Bord war eine prominente deutsche Unternehmerfamilie – vor dem Absturz dürften alle vier Personen bewusstlos gewesen sein. 

Ein in Österreich registrierter Privatjet ist am Sonntag laut Medien mit vier Menschen an Bord über der Ostsee vor der Küste Lettlands abgestürzt. Die Cessna mit der Kennung OE-FGR war eigentlich auf dem Weg von Jerez in Spanien nach Köln. Den Berichten zufolge brach kurz nach dem Start der Funkkontakt ab, nachdem Druckprobleme aus der Kabine gemeldet worden waren. 

Wie nun bekannt wurde, war das Flugzeug auf einen deutschen Unternehmer zugelassen: Peter Griesemann (72), Ehrenpräsident der Karnevalsgesellschaft Blaue Funken und Oberhaupt der Griesemann-Gruppe (Planung, Bau und Instandhaltung von Industrieanlagen). Auch eine Charter-Gesellschaft für Privatjets – „GG Rent“ mit Sitz in Bergisch Gladbach – gehörte zum Unternehmen. Mit an Bord waren seine Ehefrau, seine Tochter und deren Freund. 

Geistermaschine

Der Flieger war nach Abbruch des Funkkontakts als "Geistermaschine" unterwegs. Spanische, französische, schwedische und deutsche Kampfjets stiegen auf, konnten aber keinen Kontakt zur Unternehmerfamilie herstellen. Nach Angaben sowohl der französischen als auch der schwedischen Armee sahen ihre Piloten niemanden im Cockpit der Cessna. Das dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Personen an Bord zu diesem Zeitpunkt durch den Druckabfall bereits ohnmächtig waren und somit von außen nicht zu sehen waren. 

Die Cessna änderte in Frankreich und bei Köln zweimal die Richtung, flog aber weiter zur Ostsee. Bei Rügen drehte ein deutscher Kampfflieger ab, ein Jet der dänischen Luftwaffe übernahm. Kurze Zeit später verlor der Privatjet rapide an Höhe und stürzte ins Meer. Der Zeitpunkt des Absturzes wurde laut schwedischer Nachrichtenagentur TT mit 19.45 Uhr angegeben, der Unglücksort dürfte nordwestlich der lettischen Stadt Ventspils liegen.

"Mayday relay, this is Sweden rescue"

Lina Buurstra, die Leiterin des schwedischen Rettungsdienstes, versuchte das Flugzeug noch zu retten. „Es ist so unglaublich tragisch“, so Buurstra zur schwedischen Zeitung "Aftonbladet". Als der Jet in den schwedischen Flugraum eintrat, nahm die Flugsicherung Kontakt aus. Immer wieder sagte Buurstra “Mayday relay, mayday relay, this is Sweden rescue“, bekam aber keine Antwort.

„Als das Flugzeug in den schwedischen Luftraum eindrang, begannen wir, es mit Flugzeugen und Hubschraubern zu verfolgen. Als wir wussten, dass dem Flugzeug der Treibstoff ausgehen könnte, beschlossen wir, zu warnen. Wir wollen also die Schiffe warnen, dass ein Flugzeug im Anflug sein könnte“
 

Kaum Hoffnung

Nach Angaben der Behörden befanden sich am Sonntagabend Boote und Hubschrauber aus Lettland, Litauen und Schweden an der Absturzstelle. Sterbliche Überreste wurden zunächst nicht gefunden, wie der Leiter der schwedischen Such- und Rettungsmission, Lars Antonsson, der Nachrichtenagentur AFP mitteilte. Der Flug sei relativ stetig verlaufen, dann verlor die Maschine kurz vor der lettischen Küste an Höhe. Antonsson zufolge stürzte sie ab, "als der Tank leer war". Warum die Maschine vom Kurs abwich, blieb unklar. "Wir haben überhaupt keine Erklärung dafür, wir können nur spekulieren", so Antonsson. "Aber sie waren eindeutig nicht handlungsfähig an Bord."

Das Außenministerium bestätigte der APA am Abend, dass es sich bei dem Flieger um eine in Österreich registrierte Maschine handelte. Man stehe in Kontakt mit den schwedischen und den lettischen Behörden, sagte eine Sprecherin des Außenamts. Zu den Insassen gebe es aber noch keine Informationen. Bei den österreichischen Konsularstellen etwa in Spanien habe es bisher aber keine Anfragen gegeben.

Der schwedische Flugsicherheitsexperte Hans Kjäll sprach davon, dass möglicherweise ein Leck zu Druckverlust in der Kabine geführt habe. Die Insassen könnten durch Sauerstoffmangel letztlich bewusstlos geworden sein. Das könne innerhalb von 30 Sekunden geschehen, es sei auch nicht unwahrscheinlich, dass die Flugzeuginsassen nichts von dem Druckverlust mitbekommen.
 

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