Bei ihrem Wien-Besuch forderte nun auch Boliviens Justizministerin Rojas die Höchststrafe für die Mörder des Wiener Liebespaars.
Die Justizministerin Boliviens, Celima Torrico Rojas, hat sich hinter die Meinung des Staatsanwalt gestellt, der im Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder des jungen österreichischen Paares in La Paz die Höchststrafe von 30 Jahren gefordert hat. "So muss es sein", betonte die Ministerin am Dienstagabend. Torrico hält sich anlässlich einer UNO-Konferenz in Wien auf und traf am Dienstagnachmittag auch mit Justizministerin Maria Berger (S) zusammen.
"Sehr beunruhigendes Verbrechen"
In der Unterredung
mit ihrer Amtskollegin Berger habe sie eine breite Palette von Themen
erörtert, erklärte Torrico. Auch der Fall der im Jänner 2006 ermordeten
Österreicher Peter Rabitsch (28) und Katharina Koller (25) wurde
angesprochen. Diese Art von Verbrechen sei "sehr beunruhigend",
sagte die bolivianische Ministerin, eine von sechs weiblichen Ministern, die
Präsident Evo Morales in die Regierung berufen hat. "Die Autoren
dieses Verbrechens müssen ihre Schuld bezahlen."
Netz organisierter Verbrecher
Der bolivianische Botschafter
Horacio Bazoberry merkte in dem Gespräch an, dass die Kriminalitätsrate in
Bolivien im internationalen Vergleich eine sehr niedrige sei. Doch bei der
Mörderbande, die die beiden Österreicher tötete, handle es sich offenbar um
ein Netz organisierter Kriminalität. Diese Art von Verbrechen hätte genau so
in einem anderen lateinamerikanischen Land verübt werden können, so der
Diplomat.
Bolivien setzt alle Hebel in Bewegung
Befragt, ob der Mord an
den Touristen schädliche Folgen für den Tourismus in Bolivien haben könnte,
meinte der Botschafter, das Schlimmste wäre gewesen, wenn Bolivien nicht
sein ganzes Gewicht in die Waagschale geworfen hätte, um das Verbrechen
aufzuklären. Bolivien habe seinen ganzen Sicherheitsapparat mobilisiert und
auch Interpol eingeschaltet. Es habe auch direkte Kontakte auf der Ebene der
Außenminister gegeben.
Debatte über Korruption
Der Mordfall Rabitsch-Koller - vor
der Ermordung des Paares hatten die Verbrecher die Konten der Opfer erpresst
und auf diese Weise noch über 12.000 Euro erbeutet - löste in Bolivien eine
Debatte über Korruption innerhalb der Polizei aus und führte zur Entlassung
von Polizisten und Beamten, die angeblich in das Verbrechen verstrickt
waren. Als Nebenkläger in dem Prozess tritt der Vater eines der Opfer,
Hermann Rabitsch, auf. Er hatte die bolivianischen, aber auch die spanischen
und europäischen Behörden heftig kritisiert, da sie nicht genügend zur
Aufklärung des Raubmordes unternommen hätten.
Prozess am Montag begonnen
Der Prozess selbst begann am Montag.
Auf der Anklagebank sitzen die mutmaßlichen Anführer der Bande, Ramiro
Milan, sowie Wilfredo Alanes und Milans brasilianische Ehefrau Johana Peres.
Sie sollen Rabitsch und Koller in einem Taxi entführt haben. Als Polizisten
verkleidete Kollegen der drei hielten das Taxi laut Anklage auf und
täuschten eine Festnahme vor, die auf einer angeblichen Polizeidienststelle
endete. Der wenige Tage zuvor entführte spanische Rucksacktourist Hernandez
sollte demnach als Übersetzer dienen, um von den Eltern des österreichischen
Paares Lösegeld zu erpressen.
Nachdem die Bande laut Anklage rund 28.000 US-Dollar (rund 12.600 Euro) von den Konten der Opfer erbeutet hatte, entledigten sich die Verbrecher ihrer drei Entführungsopfer. Ihre Leichen wurden erst im April 2006 in der Peripherie von La Paz gefunden. Für zwei mittellose Alkoholiker, die die Bande bezahlt haben soll, um die Leichen auf einem Armenfriedhof zu vergraben, fordert die Staatsanwaltschaft laut EFE eine Haftstrafe von drei Jahren.
Urteil nächste Woche
Das Urteil könnte in etwa einer Woche
ergehen. Der Senat besteht aus zwei Berufs- und drei Laienrichtern. Drei
weitere Mitglieder der Bande waren im August 2007 rechtskräftig verurteilt
worden. Der damalige Hauptangeklagte, der 19-jährige Moises Valda Rioja,
erhielt 15 Jahre Haft. Rioja hatte den mutmaßlichen Kopf der Bande, Ramiro
Milan, schwer belastet.