O.J. Simpson

Buch und TV-Interview abgesetzt

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Nach heftigen Protesten aus der Öffentlichkeit sind die Buchveröffentlichung und das umstrittene Fernsehinterview des früheren Footballstars O.J. Simpson abgesetzt worden.

Das Projekt sei nicht gut durchdacht gewesen, erklärte Rupert Murdoch, der Verlagschef von News Corp., am Montag. Er bedauere, dass die Pläne den Familien von Nicole Brown Simpson und Ronald Goldman Leid zugefügt hätten. Simpson wollte erzählen, wie er 1994 seine Exfrau Nicole und deren Geliebten Goldman umgebracht hätte, wenn er der Täter gewesen wäre.

Mehrere Partner des US-Fernsehsenders Fox hatten sich bereits gegen eine Ausstrahlung des umstrittenen Interviews mit Simpson entschieden. Dieses hätte am 27. und 29. November bei Fox laufen sollen. Murdochs News Corp. besitzt Fox ebenso wie das Verlagshaus ReganBooks. Dort sollte am 30. November das Buch "If I Did It" ("Wenn ich es getan hätte ") erscheinen, über das die Verlegerin Judith Regan sagte, sie betrachte es als Simpsons Geständnis.

Simpson wurde 1995 in einem Aufsehen erregenden Mordprozess freigesprochen. In einem späteren Zivilprozess wurde er für den Tod von Brown Simpson und Goldman verantwortlich gemacht und zu Entschädigungszahlungen in Millionenhöhe verurteilt.

Murdoch im Kreuzfeuer
"Tiefer ist die US-Kultur noch nie gesunken", begehrte der konservative Kommentator von Fox News, Bill O'Reilly, auf. Geraldo Rivera, ein anderer Fox-Star, entsetzte sich ebenfalls über den Deal seines Hauses mit Simpson: "Fürchterlich ". Der britische "Observer" freute sich am Sonntag: "O.J. Simpson hat erreicht, was Millionen aufgebrachter Liberaler bisher nicht gelungen ist. Er hat das Medien-Imperium von Rupert Murdoch und besonders den umstrittenen Sender Fox Television ins Mark getroffen".

Murdoch schweigt
Murdoch selbst schweigt zu dem Vorwurf, schamlose Gratis-Publicity für ein Buch zu erlauben, in dem sich Simpson über den bis heute "ungeklärten" Doppelmord im Juni 1994 äußert. "Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Blut gesehen", heißt es darin. Der Ex-Mann von Nicole Brown Simpson und Vater von zwei gemeinsamen Kindern war zwar im Strafprozess von 1995 freigesprochen, zwei Jahre später in einem Zivilverfahren aber haftbar gemacht worden. Von den 33,5 Millionen Dollar, die er den Hinterbliebenen der beiden Mordopfer schuldet, hat er den Medien zufolge bisher keinen Cent gezahlt.

Don´t pay O.J.
Buchhändler weigern sich, den Band mit dem Originaltitel "If I Did It" zum Verkauf anzubieten. Andere nehmen es zwar auf, haben aber versprochen, den Erlös an Opfer häuslicher Gewalt weiterzugeben. Auch mehrere Partner von Fox-TV haben sich gegen eine Ausstrahlung des Interviews entschieden. Lin Broadcasting und Pappas Broadcasting teilten mit, ihre Sender würden das Interview nicht übernehmen Zudem haben sich zehntausende US-Bürger einem Online-Protest der Familie von Ron Goldman angeschlossen und ihren Namen auf die Website dontpayoj.com gesetzt, berichtete die Zeitung am Sonntag.

Simpson "aus der Reserve locken"?
Im Kreuzfeuer der Kritik steht ganz besonders Simpsons Verlegerin Judith Regan, die das von Fox als "Event über zwei Abende hinweg" angekündigte Interview führt. Sie rechtfertigte sich mittlerweile in einem bizarren Bekenntnis gegen die massiven Angriffe. Danach war auch sie einmal das Opfer häuslicher Gewalt und wollte Simpson mit dem Manöver "aus der Reserve locken". "Ich betrachte dies als sein Geständnis" , meint sie in vorab zu den Sendungen am Montag und Mittwoch dieser Woche selbstzufrieden. "Wenn ich es getan hätte" erscheint am Donnerstag (30. November) im US-Buchhandel.

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