Überfall in Rio

Ein Österreicher war im Touristen-Bus

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Bewaffnete Unbekannte haben am Donnerstag in Rio de Janeiro einen Kleinbus mit Touristen aus Deutschland, Österreich und Kroatien überfallen.

Die sechs Reisenden waren am frühen Morgen auf dem internationalen Flughafen Tom Jobim gelandet und in ihre Hotels unterwegs, als ihr Bus auf einer Schnellstraße von einem Auto zum Halten gezwungen wurde. Unter den sechs Reisenden hat sich ein Österreicher befunden. Dies bestätigte das Außenministerium am Donnerstagabend.

Keiner verletzt
Der Mann sei unverletzt und wolle seine Reise in Brasilien bis auf weiteres fortsetzen. Er stehe allerdings mit dem Generalkonsulat in Kontakt und werde dort betreut, hieß es. Aus welchem Bundesland der Urlauber stammt, war nicht bekannt. Die Verbrecher erbeuteten Juwelen, Bargeld, Kreditkarten und Fotoapparate. "Die Ausländer waren alle sehr nervös, aber niemand wurde verletzt", sagte ein Polizeisprecher. Die Serie der Gewalt in der brasilianischen Metropole ging damit weiter: Allein eine Attentatswelle der Drogenmafia hatte in Rio seit dem 28. Dezember 24 Menschenleben gekostet. Staatschef Luiz Lula da Silva bezeichnete die Angriffe als "Terrorismus".

"Problem überall bekannt"
Der Überfall auf die Touristen ereignete sich wenige Stunden nach der Ankündigung, dass die Streitkräfte und eine Antidrogen-Eliteeinheit die wachsende Kriminalität am Zuckerhut und an der Copacabana bekämpfen werden. "Das Problem der fehlenden Sicherheit in Rio ist doch überall bekannt. Es kann doch nicht sein, dass es auf einer wichtigen Straße überhaupt keine Polizeipatrouillen gibt", sagte eines der Opfer, ein Österreicher, der seinen Namen nicht nennen wollte.

Überfälle keine Seltenheit
Überfälle auf Busse mit Touristen oder ausländischen Unternehmern sind in Rio keine Seltenheit: Seit Oktober 2006 hat es ähnliche Angriffe auf Gruppen von Chinesen, Briten, US-Amerikanern und Tschechen gegeben. Im Juli 2003 wurde ein 59-jähriger deutscher Tourist bei einer Wanderung unweit der Christusstatue von Räubern mit einem Kopfschuss getötet.

Polizeichef räumt Fehler ein
Rios Polizeichef Oberst Ubiratan Angelo räumte nach dem neuen Überfall auf Touristen Fehler ein. Der neue Gouverneur des Bundesstaates Rio, Sergio Cabral, hatte erst am Mittwoch angekündigt, er werde den Einsatz des Militärs und der "Kraft für die Nationale Sicherheit" (FSN) in den nächsten Tagen bei der Zentralregierung in Brasilia beantragen. Bei einem Anschlag starben vor wenigen Tagen acht Menschen qualvoll, nachdem eine Gruppe Unbekannter einen Fernreisebus voller Passagiere in Brand gesetzt hatte. Nach Ansicht der Behörden handelte es sich bei der Anschlagswelle um eine Mafiawarnung gegen mögliche neue Aktionen gegen die Kriminalität.

Eliteeinheit FSN
Die Angehörigen von Luftwaffe, Heer und Marine sollen nach den Vorstellungen Cabrals künftig unter anderem Patrouillenaufgaben in der Stadt Rio übernehmen. Die Eliteeinheit "FSN" solle zunächst in den Grenzgebieten des Bundeslandes eingesetzt werden. Man könne diese Maßnahmen auch als Vorverlegung der besonderen Sicherheitsvorkehrungen verstehen, die anlässlich der Panamerikanischen Sportspiele im Juli in Rio nötig sein würden, sagte der Gouverneur.

Die "FSN"-Einheit wurde 2004 von Lula ins Leben gerufen. Ihr gehören 7.700 Elitebeamte an, die vor allem zur Bekämpfung des Drogenhandels trainiert werden. Diese Männer und Frauen wurden vorerst nur in zwei Bundesstaaten eingesetzt. Die Behörden sind unter anderem auch wegen des Beginns der Sommersaison auf der südlichen Halbkugel besorgt, die Hunderttausende Touristen aus dem In- und Ausland nach Rio lockt.

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