Deutschland

Geheimdienst vertuschte Entführung

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Ein Deutsch-Ägypter ist in ein US-Militärgefängnis verschleppt worden. Der BND habe die Verschleppung gedeckt.

Der deutsche Geheimdienst BND hat einem Fernsehbericht zufolge die Suche nach einem verschwundenen Deutsch-Ägypter behindert. Maskierte Männer hätten den damals 69-jährigen Abdel-Halim K. aus einem Hotel in Sarajevo in Bosnien-Herzegowina nach Tuzla in ein Gefängnis der US-Armee verschleppt, berichtete das ZDF-Magazin "Frontal 21" am Freitagabend im Voraus aus der für den kommenden Dienstag geplanten Sendung.

Erfolglose Suche
Nach seinem plötzlichen Verschwinden habe die Familie des Mannes nach ihm suchen lassen. Sein Rechtsanwalt habe bei den deutschen Behörden erfolglos versucht, etwas über den Verbleib des Mannes zu erfahren: "Es wurde gemauert."

Der Rechtsanwalt habe auch einen BND-Mitarbeiter in Sarajevo angerufen, berichtete das Magazin unter Berufung auf Unterlagen des Bundesnachrichtendienstes. Der Mitarbeiter habe aber geleugnet, dass er für den Nachrichtendienst arbeite und etwas von einer Festnahme wisse. Über den Anruf des Rechtsanwaltes und seine Reaktion darauf habe der BND-Mann seine Dienststelle informiert.

Misshandlungen
Schon zuvor hätten zwei Kollegen vom deutschen Bundeskriminalamt (BKA) dem BND-Mann gesagt, dass Abdel-Halim K. in Tuzla gefangengehalten und offenbar misshandelt werde, berichtete "Frontal 21" . Einer der beiden BKA-Beamten habe dabei seine Einschätzung wiedergegeben, "dass die Amerikaner in Tuzla das machen würden, wofür in Den Haag Serben vor dem ITCY (Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien) landen".

Kanzleramt war informiert
Der BKA-Beamte habe dem Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages vergangene Woche berichtet, dass er nach seiner Rückkehr aus Bosnien sofort einen Bericht über die Lage des Deutsch-Ägypters für die Nachrichtendienst-Lage im Kanzleramt geschrieben habe, hieß es in dem Bericht. Anfang Oktober 2001 müssten demnach im Kanzleramt Erkenntnisse über die Haftumstände des Mannes im Geheimgefängnis der USA vorgelegen haben.

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