Die Herrscher im Iran zittern vor neuen Aufständen. Heute, vor einem Jahr - am 16. September 2022 - starb die 22-jährige Kurdin Mahsa Jina Amini. Getötet von der iranischen Sittenpolizei, weil sie ihr Kopftuch nicht richtig trug.
Heute jährt sich der Todestag von Mahsa Jina Amini zum ersten Mal. Ihr gewaltsamer Tod löste eine Wutwelle im Iran aus, weltweit war der Schock über die Umstände ihres Todes gigantisch.
Mahsa Amini, ein kurdisches Mädchen, war zu Gast bei Verwandten im Iran. Weil ihr Kopftuch nicht "islamisch genug" saß, wurde sie von der Sittenpolizei festgenommen. Wenig später war sie tot. Die "Moralwächter" erklärten, das stolze Mädchen hätte einen Herzinfarkt erlitten. Andere Quellen aber sagen, die Religionspolizisten haben sie bei der Verhaftung mehrmals mit dem Kopf gegen das Fenster jenes Autos geschlagen, in das sie gezerrt wurde. Dabei erlitt sie tödliche Verletzungen.
Frau, Leben, Freiheit war der Ruf der Demonstranten nach dem Tod von Amini. Das Regime unterdrückte den Protest auf blutige Weise. Mindestens 537 tote Demonstrantinnen und Demonstranten , 22.000 Festnahmen und unzählige Verletzte, nicht zuletzt viele Hinrichtungen, sind die bittere Bilanz der Proteste. Das Regime von Präsident Ebrahim Raisi und dem Obersten Geistlichen Ali Khamenei setzt nach wie vor auf brutale Unterdrückung.
Terror-Regime. Seit 43 Jahren terrorisieren die Mullahs Millionen Frauen im Iran. Die Sittenpolizei achtete darauf, dass Frauen islamisch genug gekleidet sind. Arme, Beine und die Haare müssen bedeckt sind. Wenn dies nicht der Fall war, konnte die Sittenpolizei einschreiten, verhaften. Um aufzuzeigen, wie willkürlich die Schergen vorgehen, wurden in den Wochen nach Aminis Tod Hunderte Handyvideos hochgeladen. Zu sehen sind Frauen, die in Minibusse gezerrt und verhaftet werden, geschlagen und bespuckt werden.
Sittenpolizei aufgelöst. Zwei Monate nach dem Tod Aminis, unter dem Druck andauernder Proteste, schafften die Iran-Mullahs die Sittenpolizei ab. Die Justizbehörde soll sich nun offiziell um die Kleidungs-Regeln kümmern. Dennoch fürchten die Mullahs neue Proteste am Todestag von Amini, Militär und Polizei sind aktuell in höchster Einsatzbereitschaft.
Wiener Christian W. seit einem Jahr in Iran-Haft in Massenzelle
Rund um die Proteste im Iran wurde auch der damals 26-jährige Wiener Christian W. weggesperrt. Sein Fall ist bis heute nicht gelöst, die Familie wartet weiter auf seine Freilassung.
Der Astrophysikstudent wollte in einer Ausnahmesituation eigentlich nach Indien fahren. "Der Außenminister muss endlich handeln", fordert die Mutter. Hier ist die Geschichte von Christian:
Als Christian am 25. August 2022 in den Iran einreiste, fanden Grenzbeamte bei ihm eine 9-Millimeter-Pistole, Ferngläser, Nachtsichtgerät, eine Axt und eine iranische Simkarte. Damit sollte er angeblich für die USA spionieren. Mittlerweile ist der Spionagevorwurf fallengelassen worden. Ein Richter des Revolutionsgerichts in Maku (Nordiran) hatte Christian W. wegen "Spionage" zu 7,5 Jahren Haft verurteilt. Dieses Urteil wurde revidiert - auf die Hälfte.
»Abschiedsbrief hinterlassen, Außenminister ist gefordert«
Ausnahmezustand. Christians verzweifelte Mutter sagt oe24: "Ich erwarte mir einen politischen Deal von Außenminister Schallenberg. Mein Sohn muss freikommen." Erst vor wenigen Monaten wurden die zwei anderen Iran-Geiseln mit österreichischer Staatsbürgerschaft freigelassen, auch Spanier und Belgier kamen frei. "Christian sitzt immer noch in Haft", klagt die Mutter.
"Er schläft in einer Zelle mit 48 anderen Männern. Vor mehreren Wochen haben wir zum letzten Mal telefoniert." Damals schien Christian laut Mutter gesund zu sein: Aber wie lange bleibt er das? Die Mutter erhöht via Medien jetzt den Druck auf das Außenministerium unter Alexander Schallenberg (ÖVP). Sie sagt: "Österreich ignoriert, dass Christian mit dem Hinterlassen eines Abschiedsbriefs im psychischen Ausnahmezustand nach Indien weiterreisen wollte. Ohne jede Absicht bezüglich des Iran."
Die Mutter bittet: "Wir, seine Familie, sind darauf angewiesen, dass sich die Regierung um diesen österreichischen Staatsbürger kümmert." Laut Außenministerium tue man alles. Die Mutter sagt: "Es braucht mehr." Am Montag, dem 27. Februar 2023, wurde Christian 27 Jahre alt - im Gefängnis. "Ich saß weinend im Wohnzimmer. Den Tag über habe ich mich in Arbeit vergraben. Vater und Bruder ging es ähnlich", sagt die Mutter. Ihren Kampf für Christians Freiheit führt sie weiter.