Im Koma

Kremlkritiker Nawalny in Wiener Kaffeehaus vergiftet

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Der Putin-Kritiker soll im "Wiener Kaffeehaus" am Airport Bogashevo in Tomsk vergiftet worden sein. Er liegt im Koma.

Der Gesundheitszustand des lebensgefährlich erkrankten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny ist nach Angaben seiner russischen Ärzte zu "instabil", um nach Deutschland gebracht zu werden. Dies teilte Nawalnys Sprecherin am Freitag im Onlinedienst Twitter mit und kritisierte, die Entscheidung der Ärzte sei eine "Bedrohung für sein Leben".
 
Der russische Oppositionelle war am Donnerstag nach einer mutmaßlichen Vergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Kritischer Zustand

 
Nawalny befindet sich in einem Krankenhaus in der sibirischen Stadt Omsk, die 2200 Kilometer östlich von Moskau liegt. Die Ärzte kämpften am Donnerstag um sein Leben. Der prominente Anti-Korruptions-Kämpfer und erbitterte Putin-Gegner hatte während des Rückflugs vom sibirischen Tomsk nach Moskau plötzlich das Bewusstsein verloren. Deswegen musste das Flugzeug in Omsk notlanden.
 
Nawalny befand sich im einem natürlichen, nicht künstlich herbeigeführten Koma und musste beatmet werden. Die Mediziner auf der Intensivstation täten alles, "um sein Leben zu retten", sagte der Vizedirektor der Klinik, Anatoli Kalinitschenko. Nawalnys Sprecherin beschrieb dessen Zustand als ernst, aber stabil.
 
Jarmysch sagte, Nawalnys habe am Flughafen nur einen schwarzen Tee getrunken. Sie sei überzeugt davon, dass er "absichtlich vergiftet wurde". Die Sprecherin machte Putin für die von ihr angenommene Vergiftung verantwortlich. Ob der Staatschef den Befehl dazu "persönlich gegeben hat oder nicht, die Schuld liegt bei ihm". Das Krankenhaus liefert zunächst keine Diagnose zu Nawalnys Erkrankung.
 

Internationale Politiker besorgt

Merkel und der französische Staatschef Emmanuel Macron äußerten sich äußerst besorgt über den Gesundheitszustand des Putin-Kritikers. Merkel sprach von einem "sehr besorgniserregenden Zustand". Die Kanzlerin wie auch Macron forderten eine Aufklärung der Umstände von Nawalnys Erkrankung. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte, wenn sich der Verdacht einer Vergiftung bestätige, müssten die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.
 
Nawalnys Stiftung deckt immer wieder Fälle von Korruption und den dekadenten Lebensstil von Mitgliedern der russischen Elite auf. Nawalny wurde schon mehrfach festgenommen und zu Haftstrafen verurteilt. Vor seiner jetzigen Erkrankung befand er sich auf einer Reise durch Russland, um die Wahl von Putin-Unterstützern bei Regionalwahlen im September zu verhindern.
 
Nawalny war in der Vergangenheit zudem bereits mehrfach physisch attackiert worden. 2017 wurde er am Auge verletzt, als Angreifer ihn vor seinem Büro mit einer antiseptischen grünen Flüssigkeit besprühten. Im August 2019 erlitt Nawalny in Polizeigewahrsam Hautausschläge und sein Gesicht schwoll an. Ärzte im Krankenhaus sagten anschließend, er habe eine allergische Reaktion erlitten, doch Nawalny forderte Ermittlungen wegen Vergiftung.
 
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