Die Polizei in Missouri fand zwei entführte Buben, von denen einer über vier Jahren vermisst war. Der Entführer sitzt in U-Haft.
Wenige Tage nach der Befreiung von zwei entführten Buben im US-Staat Missouri herrschte am Montag weiterhin Rätselraten über das Motiv des Kidnappers. Unklar blieb zumindest in der Öffentlichkeit auch weiterhin, warum einer der Buben, der vier Jahre lang mit seinem Entführer gelebt hatte, nicht zu flüchten versucht hatte. Die beiden Teenager, der 2002 gekidnappte Shawn Hornbeck (inzwischen 15) und der 13-jährige William "Ben" Ownby, hatten das Wochenende nach ihrer Befreiung zurückgezogen im Familienkreis verbracht, wie US-Medien am Montag berichteten.
Entführer in U-Haft
Ein Onkel von Ben sagte im
US-Fernsehen, sein Neffe habe bisher nur mit Therapeuten des
Bundeskriminalamts FBI gesprochen. Niemand dränge ihn zu reden, so lange er
das nicht selbst wolle. Nachbarn und Bekannte des 41-jährigen Entführers
Michael Devlin, der in Untersuchungshaft sitzt, machten unterdessen im
Gespräch mit Journalisten widersprüchliche Angaben über das Auftreten des
Kidnappers.
"Idealer Mieter"
Der Besitzer der Wohnung in einem
Vorort von St. Louis, in der Devlin mit den Buben gefunden worden war,
beschrieb ihn als "idealen" Mieter. Devlin habe nie Probleme
bereitet und stets pünktlich die Miete bezahlt. Andere Bekannte sagten,
Devlin habe auf sie zurückhaltend, aber durchaus ausgeglichen gewirkt.
Nachbarn wiederum schilderten, Devlin sei bezüglich der für die Bewohner
reservierten Parkplätze vor dem Mietshaus besessen gewesen. Er habe
wiederholt die Polizei angerufen, wenn ein Fremder einen der Plätze besetzt
habe - und das, obwohl er zu diesem Zeitpunkt mit einem entführten Buben
zusammenlebte.
Viele Fragen weiterhin offen
Die Polizei hatte Shawn Hornbeck am
Freitag bei der Suche nach Ben Ownby entdeckt, der vier Tage zuvor auf dem
Heimweg von der Schule entführt worden war. Ein anderer Bub hatte ein weißes
Fahrzeug wegrasen sehen - diese Beobachtung führte dann später auf die Spur
des Entführers.
Vor allem die Frage, unter welchen Umständen Hornbeck - nur eine Autostunde entfernt von seinem Elternhaus - lebte, beschäftigte am Montag weiter Medien und Psychologen. Zunächst war nur bekannt, dass er mit Freunden ausging, also nicht physisch in Gefangenschaft lebte, aber keine Schule besuchte - ohne dass dies anscheinend bei Nachbarn irgendeinen Verdacht erregte.