Die Ölkatastrophe nach den Schiffshavarien vor der russischen Schwarzmeerküste nimmt immer größere Ausmaße an.
Wegen der stürmischen See drohe eine Ausbreitung des Öls in das benachbarte Asowsche Meer, teilte der russische Wetterdienst nach Angaben der Agentur Interfax am Donnerstag mit.
Großer Schaden für Ökosystem
"Das Ökosystem dieses
Naturschutzgebietes hat einen Schaden erlitten, der nicht wieder gutzumachen
ist", sagte der Umweltschützer Andrej Rudomacha von der Organisation
"Ökowacht Nordkaukasus". Zehntausende Vögel und Fische verendeten in dem
öligen Schlamm, nachdem bei einem schweren Sturm am Sonntag 20 Schiffe
verunglückt waren und tausende Tonnen Öl und Schwefel austraten.
19 Seeleute weiterhin vermisst
Von den 19 noch vermissten
Seeleuten fehlte auch am Donnerstag jede Spur. In Sotschi am Schwarzen Meer,
wo 2014 die Olympischen Winterspiele ausgetragen werden, fanden Passanten
die Leiche eines Zwölfjährigen, der am Sonntag vom Sturm ins Meer geweht
worden war.
Helfer pumpen Öl aus dem Wasser
Einsatzkräfte waren weiter
damit beschäftigt, Öl aus dem in ukrainischen Gewässern gesunken russischen
Tanker "Wolganeft-139" zu pumpen, um das weitere Ausbreiten der Ölpest zu
verhindern. Tausende Helfer trugen mit Hilfe schwerer Technik Ölschlamm von
den Stränden weg. Der Leiter der russischen Umweltbehörde, Oleg Mitwol,
sagte, dass am Schwarzen Meer bisher ein 50 Kilometer langer Küstenabschnitt
von der Ölpest betroffen sei.
Tote Delfine und Fische
Russische Umweltschützer meldeten zwei
gestrandete Delfine, die nicht mehr zu retten seien. Es drohe ein
Massensterben von Fischen, sagte der Direktor der russischen Sektion der
Umweltstiftung WWF, Igor Tschestin. Bei einem schweren Sturm waren am
Sonntag 20 Schiffe verunglückt. Tausende Tonnen Öl und Schwefel traten aus.
Elf gefährdete Vogelarten bedroht
Elf Vogelarten, die auf
der Roten Liste der gefährdeten Tiere stehen, seien von der Ölpest bedroht,
sagte der Präsident der russischen Vogelschutzvereinigung, Viktor Subakin.
Seltene Pelikane und Schwarzkopfmöwen seien in Gefahr, qualvoll zu verenden.
Zu Wochenbeginn lag die Zahl der getöteten Vögel bei 30.000. "Leider
liegt das Gebiet auf dem Weg in die Überwinterungsgebiete", sagte
Subakin. Ökologen warnten unterdessen vor dem Verzehr von Meeresfischen. Sie
rieten Urlaubern zudem davon ab, die Sommerferien 2008 auf der ukrainischen
Halbinsel Krim zu verbringen.
Strafverfahren eingeleitet
Nach den Havarien leitete die
russische Staatsanwaltschaft mehrere Strafverfahren ein. Der
Seenotrettungsdienst hatte zuvor den schlechten Zustand und Fehler der
Besatzungen sowie zu ungenaue Unwetterwarnungen beklagt. Die für die
Flussschifffahrt gebauten Frachtschiffe waren nach Angaben von
Umweltexperten nicht seegängig.
Der Ölteppich breitet sich aus (Foto: AFP PHOTO / ALEXANDER NEMENOV)