Suffolk-Ripper

Steve Wright nach DNA-Tests verhaftet

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Am Dienstag wurde ein zweiter Verdächtiger nach einem DNA-Test festgenommen.

Der 48-jährige Steve Wright steht nach den Morden an fünf Prostituierten im englischen Ipswich im Mittelpunkt der Polizei-Ermittlungen. Die britische Tageszeitung "The Sun" berichtet in ihrer Mittwochausgabe, dass Wright nach DNA-Tests festgenommen wurde. In der Umgebung von drei Opfern wurden DNA-Spuren sichergestellt, die anschließend mit der nationalen DNA-Datenbank verglichen wurden. Daraufhin fiel der Verdacht auf den dreifachen Familienvater Wright.

Ex-Steward und Golfer
Der 48-Jährige zog erst vor einigen Monaten in die "London Road" am Rande des Rotlichtviertels von Ipswich. Wright fuhr zwölf Jahre lang als Steward auf dem Luxusdampfer "Queen Elizabeth 2" (QE2) zur See. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau, die ebenfalls auf der QE2 arbeitete, zog er nach Ipswich, wo er als Gabelstapler-Fahrer zuletzt gearbeitet hat. Die Tageszeitung "Times" beschreibt ihn als leidenschaftlichen Golfer, der gerne schwarz getragen hat und als "Gentleman" auftrat. Die überraschende Festnahme erfolgte am Dienstag um 5.00 Uhr. Der Mann wurde in seinem Haus in der London Road verhaftet.

Stephens weiter in Haft
Auch der 37-jährige Tom Stephens, der erste Verdächtige, bleibt im Gewahrsam der Polizei. Die britische Polizei hat am Mittwoch die Einvernahmen von den zwei Männern fortgesetzt. Das zuständige Amtsgericht der Grafschaft Suffolk genehmigte für die Verhöre jeweils Verlängerungen der Inhaftierung der beiden Männer. Nach britischem Recht dürfen sie maximal bis zu 96 Stunden festgehalten werden, ohne dass formell bei einem Haftrichter Anklage erhoben wird. Damit haben die Ermittler im Fall des 37-Jährigen noch eine Frist bis Freitag. Der 48-jährige müsste spätestens am Samstag freigelassen werden, wenn es bis dahin keine formelle Anklage gibt. Nach Medienberichten prüft die Polizei weiterhin auch Hinweisen auf mögliche andere Täter.

Zweifel an Schuld
Immer lauter werden indessen die Zweifler, dass Tom Stephens der Suffolk-Ripper ist. Die ehemalige Prostituierte Jacci Goldsmith erklärte in der Tageszeitung "The Sun", dass Stephens unschuldig sei. "Er hat nicht das Zeug dazu, jemanden zu verletzen. Alle mochten ihn, er war höflich und hilfsbereit." Jeder hatte seine Nummer und konnte ihn anrufen, wenn man Hilfe brauchte, sagte Goldsmith. Mit manchen soll er zwar Sex gehabt haben, oft kam er aber nur um zu plaudern. Laut Goldsmith war Stehens letzten Donnerstag und Freitag bei ihr über Nacht.

Festnahme am Montag
Montagvormittag wurde der 37-jährigen Stephens in Haft gekommen, ein kürzlich geschiedener, einfacher Supermarkt-Angestellter, der schon vier Mal verhört worden war. Laut der britische Tageszeitung "Sun" hat der Mann fünf Jahre lang als Cop gearbeitet. Die Polizei hatte es nie ganz ausgeschlossen, dass die Mordserie das Werk von mehr als einem Täter sein könnte. Die britischen Zeitungen spekulierten am Dienstag auch darüber, dass der am Montag festgenommene 37-Jährige möglicherweise nur auf sich aufmerksam machen wollte. Der Mann hatte in den vergangenen Tagen mehrere Interviews gegeben, in denen er behauptete, alle fünf Opfer persönlich gekannt zu haben.

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Der 37-jährige Tom Stephens wurde in seinem Haus verhaftet.
© oe24

Selbst verraten
Angeblich hatte der 37-Jährige, dessen Ehe vor acht Jahren zerbrach, eine Neigung zu Sadomaso-Sex und bezahlte dafür jeweils bis zu 350 Pfund (rund 500 Euro). Er soll bei allen fünf Prostituierten über längere Zeit Kunde gewesen sein und für die Nächte, in denen die Frauen seit Ende Oktober verschwanden, keine Alibis haben:

Bei einem der Verhöre hatte Stephens sich noch gebrüstet: "Ich bin mit allen Mädchen befreundet. Mit Tania und Gemma besonders. Und ich hätte auf sie aufpassen sollen. Und weiter sagte er: "Ich habe für einige Tatzeiten keine Alibibs, wahrscheinlich für keine Tatzeit. Aber ich habe keine Angst beschuldigt zu werden, weil ich unschuldig bin."

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© oe24

Ist das die Handschrift des Mörders? Dieses Schreiben wurde gemeinsam mit einem Blumenstrauß vis a vis einer Polizeiwache im Rotlichtviertel gefunden: "Tania. Gemma. Netty. Paula. Anni. Manche von euch kannte ich besser als Andere. Aber ich vermisse euch alle. X Tom"

Stephans und der zweite Verdächtige werden an einem geheimen Ort verhört. Nach der wochenlangen Fahndung, an der zuletzt rund 500 Polizisten beteiligt waren, gingen die Ermittler zunächst davon aus, dass der 37-Jährige alle fünf Frauen im Alter von 19 bis 29 Jahren erwürgt und dann nackt in Gegenden entlang der Fernverkehrsstraße A14 unweit der Stadt Ipswich abgelegt hat. Nach jüngsten Ermittlungs-Erkenntnissen sind sich die Polizeibeamten dabei aber nicht mehr so sicher.

Alle fünf Opfer waren süchtig, auf Freier angewiesen, selbst auf die Gefährlichsten. Das meiste, was sie verdienten, gaben sie für Heroin aus.

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© oe24

Dieses Bild von sich hat Tom Stephens auf seine Website gestellt.

Hunderte Verdächtige
Die Mordserie beschäftigt ganz Großbritannien und hat Vergleiche zu dem berüchtigten Serienmörder "Jack the Ripper" hervorgerufen. Dieser trieb im 19. Jahrhundert sein Unwesen in London. Eine Boulevardzeitung hatte am Mittwoch eine Belohnung von 250.000 Pfund (371.000 Euro) für die Ergreifung des Täters ausgesetzt. Rund 9.000 Hinweise von Bürgern sind mittlerweile bei der Polizei eingegangen. Auf der Suche nach Indizien sichten Beamte über 10.000 Stunden Filmmaterial aus Überwachungskameras. Zwischen 50 und 100 Personen stehen auf der Fahndungsliste der Ermittler.

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