Weil eine südkoreanische Touristin verbotenes Gebiet in Nordkorea betrat, wurde sie erschossen. Sind die Versöhnungsgespräche jetzt in Gefahr?
Ein Soldat in Nordkorea hat am Freitag eine südkoreanische Touristin erschossen. Der Fall könnte trotz eines nur wenige Stunden zuvor angekündigten Verhandlungsangebots der Regierung in Seoul an den kommunistischen Norden erneut zu großen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel führen.
Warnrufe ignoriert
Die 53-Jährige Urlauberin habe am frühen
Morgen das Gelände einer gemeinschaftlichen Ferienanlage im Diamant-Gebirge
verlassen, militärisches Sperrgebiet betreten und Warnrufe ignoriert, sagte
ein Sprecher des südkoreanischen Wiedervereinigungsministeriums unter
Berufung auf den Betreiber der Ferienanlage. Daraufhin sei geschossen
worden. Die Regierung in Seoul sei allerdings noch nicht offiziell
unterrichtet worden. Südkorea untersagte zunächst alle Reisen ins
Nachbarland.
Wichtig für armes Nordkorea
Das Unternehmen Hyundai Asan
betreibt dort seit Ende der 90er-Jahre zwei touristische Exklaven:
abgeschottete Ressorts für Südkoreaner, die einen Fuß auf das kommunistische
Territorium im Norden setzen wollen. Knapp zwei Millionen Menschen besuchten
die Anlagen seither, allein 190.000 in diesem Jahr, wie Hyundai Asan
mitteilte. Sie sind für das verarmte und isolierte Nordkorea auch ein
bedeutender Wirtschaftsfaktor.
Versöhnungsgespräche in Gefahr?
Stunden vor der
Nachricht vom Zwischenfall in der Ferienanlage gab es noch versöhnliche
Zeichen: Neun Monate nach dem letzten Korea-Gipfel schlug Seoul der
Regierung Pjöngjang eine Wiederaufnahme der Versöhnungsgespräche vor. Der
südkoreanische Präsident Lee Myung-bak erklärte zur Eröffnung der neuen
Sitzungsperiode des Parlaments, seine Regierung sei zu umfassenden
Gesprächen über die Umsetzung der bisherigen Vereinbarungen bereit.
Härtere Haltung als Vorgänger
Lee verfolgte bisher
eine härtere Haltung gegenüber Pjöngjang als sein Vorgänger Roh Moo-hyun.
Nordkorea setzte die Versöhnungsgespräche aus, nachdem Lee eine Überprüfung
der Vereinbarungen angekündigt hatte. Das letzte koreanische Gipfeltreffen
fand Anfang Oktober in Pjöngjang statt. Damals vereinbarten Roh und der
nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il eine engere wirtschaftliche
Zusammenarbeit.
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