Ein Restaurant-Konzept der anderen Art. Gäste können zwischen Kondomen speisen. Damit sollen sie sensibilisiert werden.
"Kohlköpfe und Kondome" heißt das Restaurant in Bangkok, und der Name ist natürlich Programm - zumindest Kondome gibt es überall. Als Dekoration unter der Tischplatte aus Glas, als Verzierung am Lampenschirm oder als modisches Outfit auf ein paar Schaufensterpuppen im Foyer. "Schon verrückt, dass es vielen peinlich ist, über einen Lebensretter wie das Kondom zu reden, aber nicht über Bomben, die töten", sagt der Gründer des "Cabbages and Condoms", Mechai Viravaidya. "Mr. Condom" heißt der 66-jährige in Thailand, und um das peinliche Wort zu vermeiden, heißt das Verhütungsmittel bei vielen Thailänder inzwischen kurz "Mechai". Viravaidya kann gut damit leben.
Kampf der Bevölkerungsexplosion
Der Mann ist auf Mission,
und das seit 40 Jahren. Als junger Regierungsbeamter sollte er in der
Provinz den Fortschritt bei Straßen- und Schulbau begutachten, als ihm die
Riesenzahl an Kindern ins Auge stach. "Mir war klar, dass wir bei der
Bevölkerungsexplosion mit dem Bauen nie nachkommen würden. Und wenn das
Angebot nicht angepasst werden kann, dann eben die Nachfrage", sagt der
studierte Ökonom, und fortan propagierte er Anti-Babypille und Kondom. Der
Erfolg: Die Philippinen und Thailand hatten Anfang der 70er Jahre eine
gleichgroße Bevölkerung - heute leben auf den Philippinen rund 91 Millionen
Menschen, in Thailand 65 Millionen, mit einer fast doppelt so hohen
Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung.
Comic-Strips auf Kondomen
Mechai, Vater einer Tochter, die
zweijährige Zwillinge hat, fuhr höchstpersönlich auf Dorffeste und
veranstaltete dort Kondom-Aufblaswettbewerbe. Er ließ Comic-Strips mit
Kondomen drucken. "Lachen bricht das Eis, dann kann man plötzlich auch über
Familienplanung reden", sagt er.
Verhüterli in Bordellen verteilt
Als in den 80er Jahre die
Aids-Krise ausbrach, ging Mechai in die Bordelle und verteilte Kondome. Er
startete eine Kampagne mit der Polizei, die mit Strafmandaten und guten
Ratschlägen auch Kondome austeilte. Im Restaurant gibt es mit der Rechnung
ein Gummi für jeden. "Die Kondomnutzung hat nach einer Weltbankstudie in
Thailand 7,7 Millionen Leben gerettet", sagt Mechai. Für seinen Erfolg
erhielt er in diesem Jahr den Global Health-Preis der Bill und Melinda
Gates-Stiftung mit einer Million Dollar Preisgeld.
Essen zwischen Verhütungsmittel
Wer zwischen "Chicken Satay"
und "Green Curry" schon immer einmal wissen wollte, mit welchen Instrumenten
ein Mann sterilisiert werden kann, ist im "Cabbages and Condoms" genau
richtig. Direkt neben dem stillen Örtchen hängt der Schaukasten mit den
Klemmen und Scheren. "80 Prozent der Sterilisierungen in Bangkok werden hier
in unserer Klinik gemacht", sagt Mechai. Die Klinik mit 30 Ärzten liegt
direkt hinter dem Restaurant. Abtreibungen werden hier auch gemacht. "Mit
Mitgefühl und vor allem eindringlicher Aufklärung", sagt Mechai.