Sandra Hemme brach einen traurigen Rekord: Seit 1980 saß wie im Gefängnis - unschuldig. So lange war noch keine Frau in einem US-Gefängnis inhaftiert für ein Verbrechen, dass sie nicht begangen hatte.
1980 war Sandra Hemme, die unter einer psychischen Störung leidet, zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Ihr wurde der Mord an einer Bibliotheksangestellten in St. Joseph angelastet. Die damals 20-Jährige soll sich zum Zeitpunkt der Tat in psychiatrischer Behandlung befunden haben. Durch teils wirre Aussagen bei der Polizei habe sie sich damals selbst belastet. Dadurch, dass sich sich des Mordes Schuldig bekannte, entging sie gerade noch der Todesstrafe.
Halluzinationen, Realitätsverlust und Drogenkonsum
Laut Polizei soll Hemme unter Halluzinationen, Realitätsverlust und Drogenkonsum gelitten haben, wobei sie in den stundenlangen Verhörs ein ums andere Mal widersprüchliche Aussagen über den Mord tätigte. Dabei schien sie den Behörden zufolge "nicht ganz bei Sinnen zu sein", wie aus einem Bericht von "n-tv" hervorgeht. "An einigen Stellen war sie so stark medikamentös eingestellt, dass sie nicht einmal in der Lage war, ihren Kopf hochzuhalten und an einen Stuhl gefesselt war", heißt es dort.
Von Polizei zu Falschaussagen gezwungen
So soll die Polizei Hemmes geistigen Gesundheitszustand ausgenutzt haben "und zwang sie, falsche Aussagen zu machen, während sie sediert war und mit antipsychotischen Medikamenten behandelt wurde", verkündeten Hemmes Anwälte. So hätten die Behörden Beweise unterdrückt, um einen Polizeibeamten namens Michael Holman zu entlasten. Gegen diesen wurde später auch in anderen Fällen wegen Betrugs und Einbrüchen ermittelt, wonach er 2015 im Gefängnis verstarb.
Keinerlei Beweise in Bezug auf Mord
Nun hat ein Bezirksrichter Hemmes Urteil wegen Mordes aufgehoben. Er hiel test, dass "keinerlei Beweise außerhalb der unzuverlässigen Aussagen von Frau Hemme sie mit dem Verbrechen in Verbindung bringen" und fügte hinzu, dass diese Aussagen "gemacht wurden, während sie sich in einer psychiatrischen Krise befand und körperliche Schmerzen hatte".
If released, Sandra Hemme's prison term will mark the longest known wrongful conviction of a woman in U.S. history, her attorneys said. https://t.co/p3s0JeVfJF
— CBS News (@CBSNews) June 15, 2024
Sandra Hemme muss nun binnen 30 Tagen aus der Haft entlassen werden, außer die Staatsanwaltschaft beschließt, die 63-jährige Frau erneut vor Gericht zu stellen.