Wieder Drama vor den Kanaren: Flüchtlinge versuchten, vom Senegal Spanien zu erreichen. Viele Menschen sind nach und nach verhungert und verdurstet.
Die Zahl der Toten beim jüngsten Flüchtlingsdrama vor Westafrika ist vermutlich weitaus höher als zunächst befürchtet. Bei der fast dreiwöchigen Irrfahrt ihres Bootes im Atlantik seien wahrscheinlich bis zu 60 der mehr als 150 Afrikaner an Bord verhungert und verdurstet, teilten spanische Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Mauretanien nach Presseberichten vom Mittwoch mit.
Bootsführer kurz nach Ablegen gestorben
Zunächst war von 45
Toten die Rede gewesen. Kurz nachdem der große Holzkahn im Senegal abgelegt
habe, sei der Bootsführer aus ungeklärter Ursache gestorben. Die Insassen,
die auf die Kanarischen Inseln gelangen wollten, waren somit ihrem Schicksal
überlassen.
Vorräte gingen aus
Als die Vorräte ausgingen, starb einer
nach dem anderen. Die Leichen wurden nach Aussage der Überlebenden über Bord
geworfen. Das Boot wurde am Montag von der mauretanischen Küstenwache
entdeckt und an Land geschleppt. "Die Überlebenden konnten angesichts des
Schocks kaum sprechen. Sie stammelten bloß und weinten pausenlos",
berichtete der spanische Rot-Kreuz-Koordinator Pedro Florido, der die
Afrikaner versorgt hat. Die meisten sollen aus dem Senegal, Mali und Gambia
stammen. An Bord seien auch mehrere Kinder gewesen, hieß es.
Immer öfter tragische Flüchtlingsunglücke
Bereits
vor zwei Wochen waren rund 50 Afrikaner vor Westafrika bei dem Versuch ums
Leben gekommen, die Kanaren zu erreichen. Die Zahl der Toten in diesem Jahr
wird auf mehr als 400 geschätzt. Der Zustrom auf die spanische Inselgruppe
dauert an. Innerhalb von 24 Stunden erreichten fast ein Dutzend Boote mit
etwa 300 Flüchtlingen an Bord den Archipel.