Unfassbar

Von Mutter verlassen: Bub (9) lebt zwei Jahre ganz allein

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Es ist ein schockierender Fall von Vernachlässigung: Mutterseelenallein lebte ein kleiner Bub zwei Jahre lang ohne Mutter, Vater oder einen anderen Erwachsenen – und keiner hat es gemerkt.

Wie kann das sein? Diese Frage stellt sich ganz Frankreich, seitdem die erschütternde Geschichte eines kleinen Jungen bekannt wurde. Der Neunjährige, dessen Name nicht öffentlich bekannt ist, lebte zwei Jahre lang völlig allein in einer Drei-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock eines Wohnblocks im Dorf Nersac (240 Einwohner) südwestlich von Bordeaux.

Ohne Mutter, ohne Vater oder irgendeine andere, erwachsene Aufsichtsperson.

Mutter verliebt sich in Frau aus Nachbarsort

Der Reihe nach: 2011 zog die Mutter des Kleinen, Alexandra O. (39) mit ihren beiden Söhnen in den Wohnblock. Den Jüngeren hatte sie gerade erst geboren, er war aus einer Affäre mit einem Handwerker entstanden. Ein Jahr später verliebte sie sich in eine Frau aus dem fünf Kilometer entfernten Nachbarsort. Nach und nach verbrachte Alexandra O. immer mehr Zeit bei ihrer neuen Liebe – und immer weniger bei ihren Kindern, die sich bei der anderen Frau nicht wohl fühlten. So blieben die Buben immer öfter allein in Nersac zurück, allerdings noch zu zweit.

Doch 2020 traf die Mutter eine folgenschwere Entscheidung: Sie beschloss, komplett zu ihrer Freundin zu ziehen. Die Kinder blieben allein in der Wohnung, zunächst noch gemeinsam. Doch dann zog der Ältere zu seinem leiblichen Vater – der erst Neunjährige blieb allein zurück.

Wegen guter Noten bemerkten Lehrer nichts

Unglaublich, aber wahr: Selbst ohne Erwachsenen lebte er einfach weiter, als wäre nichts. Jeden Morgen ging er in die fünf Minuten entfernte Schule und schrieb gute Noten, so dass die Lehrer nichts bemerkten. "Er machte seine Hausaufgaben, war immer gut angezogen, sauber und pünktlich", erklärte Bürgermeisterin Barbara Couturier der Sunday Times.

Nur ab und zu kam seine Mutter vorbei, brachte ihm etwas zu essen und nahm Schmutzwäsche mit. Die meiste Zeit ernährte sich der Kleine jedoch von Kuchen, Keksen und Konservendosen. Als irgendwann die Heizung kaputt ging, schlief er unter drei Decken.

Mit elf Jahren kam der Bub in eine zehn Kilometer entfernte Mittelschule. Bustickets bekam er von seiner Mutter bei ihren seltenen Besuchen.

Nachbarin lässt alles auffliegen

Dann flog der Fall endlich auf, als eines Tages einer Nachbarin der Lärm zu viel wurde. Im Hausflur des Wohnblocks stellte sie den Jungen zur Rede: "Sagt deine Mutter dir nicht, dass du in eurer Wohnung nicht so herumspringen sollst? Das ganze Gebäude wackelt!" Seine Antwort verblüffte die Frau: "Nein. Ich lebe allein."

Auf die entgeisterte Nachfrage, wie das denn sein könne, antwortete er schlicht: "Es ist halt so."

Haftstrafe für Rabenmutter

Von da an war es nicht mehr so – die Polizei brachte ihn bei einer Pflegefamilie unter. Die Mutter musste sich vor Gericht verantworten und wurde nun zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt, weil sie ihr Kind vernachlässigt hat.

Ihren Sohn hat sie bei der Pflegefamilie nur zwei Mal innerhalb von einem Jahr besucht. Er soll nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen.

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