Nach dem Mord an zwei französischen Studenten stellte sich zunächst ein 33-jähriger Mann. Jetzt gibt es einen zweiten Verdächtigen.
Im Fall des brutalen Mordes an zwei französischen Austauschstudenten in London ist am Samstag ein zweiter Mann förmlich beschuldigt worden. In einer Erklärung der britischen Polizei hieß es, es handle sich um einen 23-jährigen Mann. Ihm werde neben Mord auch Brandstiftung und Behinderung der Justiz zur Last gelegt.
Vor ihm war bereits ein 33-Jähriger beschuldigt und dem Haftrichter vorgeführt worden, die nächste Anhörung wurde für den 16. Oktober angesetzt. Zuvor hatte die Polizei einen 35-jährigen Mann und eine 25-jährige Frau gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt, die ebenfalls im Zusammenhang mit dem Verbrechen in Haft genommen worden waren.
Das Phantombild des Täters/ (c) AP
Die beiden 23 Jahre alten Biochemie-Studenten Gabriel Ferez und Laurent Bonomo waren am Sonntag vor einer Woche mit mehr als 240 Messerstichen getötet worden. Die Wohnung im Süden Londons hatte der Täter in Brand gesetzt. Die Polizei ermittelt auch, ob der Fall mit einem Raub in Verbindung steht. Ein 21-jähriger Verdächtiger war am Sonntag ohne Anklage wieder freigelassen worden. Ferez' Eltern hatten zudem an den Mörder appelliert, sich zu stellen.
Gestörter Gemütszustand des Mörders
Die Morde
seien offenbar von jemandem begangen worden, "dessen psychischer
Gemütszustand gestört war", schrieben Ferez' Eltern weiter.
Sie ermutigten die Londoner Bürger, Zeugenaussagen zu machen, ohne sich
dabei "unnütz oder wie ein Denunziant zu fühlen".
Familie "geschockt"
Gabriels Vater Olivier Ferez hatte
zuvor der Zeitung "Daily Mail" gesagt, die Familie sei "geschockt
und am Boden zerstört". Sein Sohn habe an den besten Universitäten
in Frankreich und England studiert, er "hatte so eine strahlende
Zukunft, und jetzt ist alles vorbei". Gabriels Großmutter Rejane Ferez
sagte, ihr Enkel habe das Leben in London "hart" gefunden. Wegen
der dortigen Einsamkeit hätten Gabriel und Laurent sich sehr auf ihre
Heimkehr nach Frankreich gefreut.
Seit Anfang Mai in London
Die beiden Studenten waren seit Anfang
Mai im Rahmen eines Austauschprogramms zwischen der Polytechnischen
Universität von Clermont-Ferrand und dem renommierten Imperial College in
London. Ende Juli hätten sie wieder nach Frankreich zurückkehren sollen. In
Clermont-Ferrand wollten Studenten am Montag einen Trauermarsch für die
Mordopfer abhalten.
"Wahnsinnige Tat"
Ermittlungsleiter Mick Duthie sprach
von einer "wahnsinnigen" Tat. Die Ermittlungen brächten immer mehr
zu Tage, dass Ferez und Bonomo "gute, ehrliche, hart arbeitende junge
Männer" gewesen seien. Die beiden 23-Jährigen waren in Bonomos
Erdgeschoßwohnung im Stadtteil New Cross im Südosten der britischen
Hauptstadt getötet worden. Die Täter fesselten die beiden Opfer auf Stühle
und stachen mit Messern auf Kopf, Nacken, Oberkörper und Rücken ein. Die
Ermittler zählten an Bonomos Körper knapp 200 Einstiche. Ferez hatte rund 50
Stichwunden. Im Anschluss zündeten die Täter die Wohnung an.
Motiv unklar
Die Motive für die Tat waren unklar. Die Ermittler
untersuchen offenbar, ob es einen Zusammenhang mit einem Einbruch in der
Wohnung sechs Tage vor der Tat gibt, wobei ein Laptop gestohlen wurde. Nach
Angaben der Polizei wurden vermutlich am Tag des Mordes auch zwei
Playstations sowie die Bankkarten der beiden Opfer gestohlen.
Sorge um wachsende Gewalt
Großbritannien sorgt sich derzeit um
die wachsende Gewalt unter jungen Menschen. Allein in London wurden seit
Jahresbeginn 18 Jugendliche Opfer einer tödlichen Gewalttat.