Iran

Zehntausende fordern Tod für Oppositionelle

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Geistliche nutzten das Freitagsgebet zu Anfeindungen der Regierungsgegner.

Zehntausende Regierungsanhänger sind im Iran einem Aufruf von Präsident Mahmoud Ahmadinejad gefolgt und haben in aufgeheizter Stimmung gegen die Opposition demonstriert. Die vor der Teheraner Universität versammelte Menge rief Todesdrohungen gegen die Oppositionsführer Mir-Hossein Moussavi und Mehdi Karroubi: "Tod Moussavi, Tod Karroubi". Geistliche nutzten das Freitagsgebet zu Anfeindungen der Regierungsgegner.

Todesdrohungen
Die offiziellen Wortführer der Demonstranten vor der Universität feuerten die Menge an, die lautstark die Hinrichtung Moussavis und Karroubis forderte. Nach dem Freitagsgebet stießen die Geistlichen zu den Demonstranten auf dem Revolutionsplatz und skandierten dieselben Forderungen: "Tod Moussavi, Tod Karroubi". In seiner Predigt forderte Ayatollah Ahmed Janati, Chef des mächtigen Wächterrats, die völlige Isolation Moussavis und Karroubis.

Janati brandmarkte beide Politiker als "Diener Amerikas" und rief "schämt euch". Die Justiz müsse den beiden Politikern alle Kontaktwege abschneiden, ihr Telefon und Internet abgestellt werden. "Sie müssen in ihren Häusern gefangen gehalten werden", forderte der Ayatollah. Auf die Forderung der Demonstranten, Moussavi und Karroubi zu "hängen", entgegnete Janati: "Aber sie sind schon (politisch) erhängt, sie haben keine Reputation mehr."

Der Chef der iranischen Justiz, Ayatollah Sadek Larijani hatte zuvor angekündigt, dass Moussavi und Karroubi künftig "keine Erklärungen" mehr veröffentlichen könnten. Er bezeichnete sie als "Verräter". Die beiden Oppositionsführer stehen bereits seit Tagen de facto unter Hausarrest, bisher konnten sie sich aber weiterhin mit Erklärungen an ihre Unterstützer wenden.

Im Anschluss an das Freitagsgebet hatte das Regierungslager die Bevölkerung zu einer Großdemonstration aufgerufen, um "ihrem Hass, ihrer Wut und ihrer Verachtung" für die "Anführer des Aufruhrs" Ausdruck zu verleihen, wie es in einer am Donnerstag vom Staatsfernsehen verbreiteten Erklärung hieß. Auch in anderen Landesteilen organisierten Regierungstreue Demonstrationen.

Regierung übt Druck aus
Am Montag hatten tausende Regierungsgegner in der iranischen Hauptstadt demonstriert, dabei wurden zwei Menschen erschossen. Die Regierung verstärkte seitdem den Druck auf die Opposition. Während einer Parlamentsdebatte forderten am Dienstag regierungstreue Abgeordnete den Tod des Oppositionsführers und Ex-Regierungschefs Moussavis und von Ex-Parlamentspräsident Karroubi.

Für Sonntag rief die Opposition landesweit zu neuen Protesten auf, um der bei der Montagsdemonstration Getöteten zu gedenken und um Moussavi und Karroubi zu unterstützen. Moussavi und Karroubi stehen seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Juni 2009 an der Spitze der Opposition. Ahmadinejad hatte die Wahl nach offiziellen Angaben gewonnen. Die Proteste der Opposition gegen das Ergebnis ließ die Führung in Teheran brutal niederschlagen.

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