Mega-Deal

Berlusconi will Sat.1 kaufen

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Jetzt fix: Italiens Ex-Premier will Deutschlands größte TV-Gruppe haben. Kostenpunkt: Drei Milliarden Euro.

Wenn dieser Deal durchgeht, bleibt in Deutschlands Fernseh-Welt kein Stein auf dem anderen. Und: Schauen auch wir Österreicher, wenn wir zu Prosieben und Sat.1 zappen, bald Berlusconi-TV?

Fakt ist: Der italienische Ex-Premierminister greift nach Deutschlands größter TV-Gruppe. Wie sein Konzern Mediaset am Dienstag ankündigte, werde das Unternehmen unverbindlich sein Interesse an der Münchener Sendergruppe anmelden. ProSiebenSat.1 wird mit 5 Mrd. Euro bewertet.

Vor einigen Tagen hatte ein Sprecher des größten privaten Fernsehanbieters Italiens angekündigt, der Verwaltungsrat prüfe ein Angebot für 50,5 Prozent an der Kette ProSieben, Sat.1, Kabel 1 und N24. Mediaset machte die Ankündigung anlässlich der Vorlage seiner Quartalszahlen.

Bis zu drei Mrd. Euro
Der italienische Medienkonzern Mediaset könnte für die Mehrheit bei ProSiebenSat.1 einem Zeitungsbericht zufolge bis zu drei Mrd. Euro zahlen. Die Mailänder Gruppe, die dem Ex- Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi gehört, habe bereits Kontakt zu mehreren Banken aufgenommen, schrieb die "Corriere della Sera" am Dienstag.

Haim Saban bisher Mehrheitseigner
Jetziger Mehrheitseigner von ProSiebenSat.1 ist eine Investorengruppe um den US-Milliardär Haim Saban. Diese Investorengruppe hatte möglichen Kaufinteressenten eine Frist bis zum (heutigen) Dienstag um Mitternacht für unverbindliche Kaufangebote genannt. Nach Angaben von Mediaset waren Saban und seine Partner über eine Bank an das italienische Unternehmen herangetreten, sich unverbindlich an einem Auktionsverfahren zu beteiligen.

Widerstand kommt aus der deutschen Politik
Gegen eine Übernahme von ProSiebenSat.1 durch das Berlusconi-Medienimperium regt sich in Reihen der deutschen Politik Widerstand. Nach der SPD äußerten sich auch Unionspolitiker besorgt. "Wir betrachten die Bemühungen des italienischen Medienunternehmens Mediaset, den Fernsehsender ProSiebenSat.1 zu übernehmen, mit Sorge", teilten die Unions-Medienexperten Wolfgang Börnsen und Reinhard Grindel am Dienstag in Berlin mit.

Es müsse im Interesse aller medienpolitisch Verantwortlichen sein, " dass auch bei privaten Fernseh-Anbietern ein Mindestmaß an qualitativ guten und politisch unabhängigen Programmen gewährleistet ist", erklärten die CDU-Politiker. Der SPD-Vorschlag, ausländischen Medienunternehmen nur eine Minderheitsbeteiligung zuzugestehen, werde jedoch in der EU auf wettbewerbsrechtliche Bedenken stoßen.

Die Unionsexperten forderten deshalb mit Blick auf die im Januar gescheiterte Übernahme des Fernsehkonzerns durch Springer die kartellrechtlichen Bestimmungen zu lockern und dem Standard der EU anzupassen: "Grundsätzlich sind wir dafür, dass Fernsehprogramme eher aus Berlin, Köln, München oder Hamburg als aus Mailand, London oder Los Angeles gesteuert werden", erklärten Börnsen und Grindel.

Es gibt auch weitere Interessenten
Zur Mediaset-Gruppe gehören unter anderem die drei größten TV- Privatsender Italiens. Der Medienkonzern war bereits früher an einer Übernahme der KirchMedia interessiert, zu der ProSiebenSat.1 bis zur Pleite der KirchGruppe gehörte. Dem Bericht des " Corriere della Sera" zufolge gibt es neben Mediaset eine Reihe von weiteren Interessenten, darunter die Finanzinvestoren Kolbert Kravis Roberts (KKR) und Permira sowie General Electric, Apax und Blackstone.

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