Der umstrittene ägyptische Kulturminister Farouk Hosni ist gescheitert.
Die bulgarische Diplomatin Irina Bokova (Bokowa) wird neue UNESCO-Chefin. Die ehemalige Außenministerin und derzeitige Botschafterin in Frankreich setzte sich am Dienstag in einer Kampfabstimmung mit 31 zu 27 Stimmen knapp gegen den umstrittenen Kulturminister Ägyptens Farouk Hosni (Husni) durch. Wäre es bei dem Wahlgang nicht zu einer Entscheidung gekommen, hätte das Los entschieden - was in der Geschichte der UNO-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur noch nie vorgekommen ist.
Erste Frau an der Spitze
Bokova wird die erste Frau an der Spitze
der UNESCO. Ihre Wahl erfülle sie mit "großer Freude und einer großen
Verantwortung", sagte sie. Zudem unterstrich die Diplomatin, dass sie ihre
Amtszeit mit einer Kultur von Dialog und Verständigung ausüben wolle. "Die
UNESCO, das ist Toleranz", sagte sie. Das französische Außenministerium
gratulierte ihr zugleich. Als engagierte und überzeugte Frau verfüge Bokova
über "internationale und europäische Erfahrung", die für das Gelingen ihrer
Mission bürge.
Ferrero-Waldner
Bokova muss nun am 15. Oktober von der
UNESCO-Vollversammlung bestätigt werden, bevor sie den Japaner Koichiro
Matsuura an der UNESCO-Spitze ablöst. Die Übergabe des Amtes ist für den 15.
November geplant. Bei der vierten Abstimmung am Montag hatten Bokova und
Hosni die beiden Kandidaten jeweils 29 Stimmen erhalten. Nach dem dritten
Wahlgang hatte sich am Sonntag die österreichische EU-Außenkommissarin Benita
Ferrero-Waldner aus dem Rennen zurückgezogen.
Umstrittener Hosni
Hosni galt im Exekutivrat der UNESCO lange als
Favorit, obwohl er als Kulturminister in Ägypten seit 22 Jahren auch für die
Zensur verantwortlich zeichnet. Dass ausgerechnet er die UN-Organisation für
Kultur und Bildung hätte leiten sollen, wurde von vielen Kritikern als
geschmacklos empfunden. Zudem hatte er im vergangenen Jahr zur Verbrennung
jüdischer Bücher aufgerufen. Später distanzierte er sich jedoch von der
Aussage.Die frühere bulgarische Außenministerin Irina Bokova ist im fünften
Wahlgang überraschend zur neuen gewählt worden. Das teilte die
UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur am Dienstagabend in
Paris mit. Bokova setzte sich damit gegen den wegen israelfeindlicher
Äußerungen umstrittenen ägyptischen Kulturminister Farouk Hosni durch, der
eigentlich als aussichtsreichster Bewerber gegolten hatte.