Gordon Brown trifft den Dalai Lama in der Residenz des anglikanischen Bischofs. Bislang verweigerte London dem Oberhaupt die Anerkennung.
Am vierten Tag seines Großbritannien-Besuchs ist der Dalai Lama mit Premierminister Gordon Brown zusammengetroffen. Anders als seine Amtsvorgänger Tony Blair und John Major empfing Brown das tibetische Exil-Oberhaupt am Freitag nicht in seinem Amtssitz Downing Street 10, sondern in der Londoner Residenz des anglikanischen Primas und Erzbischofs von Canterbury, Rowan Williams. Vor dem Lambeth-Palast versammelten sich sowohl pro-chinesische als auch pro-tibetische Demonstranten. Weder Brown noch der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, gaben Stellungnahmen ab.
Kritik an Brown
Politische Gegner hatten Brown vorgeworfen, den
Dalai Lama nicht am Regierungssitz empfangen zu wollen, um Peking nicht zu
brüskieren. Die chinesische Führung hatte Anfang April verärgert reagiert,
nachdem der Olympische Fackellauf durch London von massiven Protesten gegen
Chinas Tibet-Politik begleitet war. Der Dalai Lama ist insgesamt elf Tage in
Großbritannien zu Gast. Er empfängt auch mehrere Ehrendoktorwürden.
Nach dem Deutschland-Besuch des Dalai Lama hatte Peking davor gewarnt, Abspaltungstendenzen in Tibet zu unterstützen. Der Friedensnobelpreisträger hatte erklärt, solange sich die Lebensverhältnisse seiner Landsleute unter der chinesischen Herrschaft nicht grundsätzlich verbesserten, würden sich Unruhen wie im März wiederholen. Eine Lösung für das Tibet-Problem zu finden, sei auch im Interesse Chinas, das von der Welt als Supermacht geachtet werden wolle. Dazu bedürfe es aber nicht nur wirtschaftlicher Kraft und militärischer Macht, sondern auch moralischer Autorität.