Irak

Bush ortet Parallelen zu Vietnam

Teilen

Es gebe sicherlich ein "erhöhtes Gewaltniveau" im Zweistromland, meint der US-Präsident. Elf GIs werden wegen Mord im Irak angeklagt.

In einem Interview mit ABC stimmte Bush der Darstellung zu, dass die gegenwärtige Gewalt im Irak möglicherweise mit der Lage in Vietnam 1968 und hier insbesondere mit der Tet-Offensive verglichen werden könnte. Wegen der Offensive vietnamesischer Kämpfer gegen die US-Soldaten nahm damals die Unterstützung in der US-Bevölkerung für den Vietnamkrieg rapide ab. Bush sagte, dieser Vergleich könnte richtig sein. "Auf jeden Fall hat die Gewalt im Irak zugenommen und wir stehen kurz vor einer Wahl", sagte Bush mit Blick auf die Kongresswahlen im November. Jüngsten Umfragen droht den regierenden Republikanern dabei ein Machtverlust in beiden Kammern.

Die von den kommunistischen Vietcong und nordvietnamesischen Truppen im Jänner 1968 gestartete Tet-Offensive auf Städte und US-Stützpunkte im ganzen Land führte seinerzeit zu einer massiven Intensivierung des Krieges. Zugleich gilt sie als Wendepunkt des Vietnamkriegs. Der damalige US-Präsident Lyndon B. Johnson stellte sich im gleichen Jahr nicht mehr seiner Wiederwahl. Sein Nachfolger wurde Richard Nixon.

Soldaten droht Todesstrafe
Unterdessen will das US-Militär elf US-Soldaten wegen Morden im Irak den Prozess machen. Zwei von ihnen droht im Fall eines Schuldspruchs die Todesstrafe, wie am Mittwoch (Ortszeit) offiziell mitgeteilt wurde. Die Entscheidung für die Militärverfahren wurde nach Prüfung der Beweislage von den Vorgesetzten der Soldaten getroffen. Die Entscheidung zeige die Entschlossenheit des US-Militärs, Vorwürfen dieser Art mit allem Nachdruck nachzugehen, zitierten US-Medien am Donnerstag einen Pentagonsprecher.

Vier der Soldaten wird angelastet, im März in Mahmudiya ein 14-jähriges Mädchen vergewaltigt und dann durch einen Schuss direkt ins Gesicht getötet zu haben. Der Anklage zufolge ermordeten die Amerikaner dann auch die Eltern und die fünfjährige Schwester ihres Opfers. Für zwei der Soldaten will die Anklage wegen erschwerender Umstände die Todesstrafe beantragen.

Grausame Einzelheiten
Im Fall der Vergewaltigung und Ermordung der 14-Jährigen sowie der anschließenden Tötung von drei Mitgliedern ihrer Familie hatte der 23-jährige US-Soldat James Barker bei einer Vorverhandlung seine Beteiligung gestanden. Laut Militärangaben schilderte Barker in dem schriftlichen Geständnis die grausamen Einzelheiten der Tat, die sich Mitte März nahe Mahmudiya rund 30 Kilometer südlich von Bagdad ereignete. Die vier Soldaten sind Mitglieder der bei den Streitkräften besonders angesehenen 101. Luftlandedivision. Einem fünften Angeklagten, dem als Haupttäter geltenden 21-jährigen Steven Green, soll vor einem Zivilgericht der Prozess gemacht werden. Er war wegen " Persönlichkeitsstörungen" noch vor Bekanntwerden der Tat aus der Armee entlassen worden.

Laut Anklageschrift der US-Bundespolizei FBI gegen Green drang dieser mit vier weiteren Soldaten in das Haus der irakischen Familie ein. In Barkers Geständnis heißt es, er und ein weiterer Soldat hätten versucht, das Mädchen zu vergewaltigen. Green sei währenddessen mit den anderen Familienmitgliedern in einen Nebenraum gegangen. Kurz darauf seien Schüsse zu hören gewesen, Green sei mit den Worten "Sie sind alle tot. Ich habe sie getötet" aus dem Raum gekommen. Danach hätten er und ein anderer Soldat das Mädchen vergewaltigt, das Green später erschossen habe. Im Anschluss an die Tat hätten die Soldaten versucht, ihre Opfer zu verbrennen. Die zunächst irakischen Milizen zugeschriebene Tat war erst am 20. Juni bei einem Briefing der US-Armee über "Stress im Kampf" ans Licht gekommen.

Vier weitere Soldaten sollen sich wegen eines Vorfalls im Mai in der Provinz Salaheddin einem Militärprozess stellen. Ihnen wird vorgeworfen, drei Gefangene frei gelassen zu haben, um sie dann hinterrücks zu erschießen - angeblich während eines Fluchtversuchs. In diesem Fall droht keinem der Angeklagten die Todesstrafe, sondern als Höchststrafe lebenslange Haft. Die Soldaten gaben zu ihrer Verteidigung an, sie hätten während einer Razzia gegen Mitglieder des Al-Kaida-Netzwerks von Osama bin Laden den Befehl erhalten, "alle Männer im waffenfähigen Alter zu töten" .

Vor einem Militärgericht müssen sich ferner drei Marineinfanteristen verantworten, die im April in Hamdania einen Zivilisten aus einem Haus gezerrt und erschossen haben sollen. Der Anklage zufolge gruben sie ein Loch am Straßenrand und legten einen Spaten daneben um vorzutäuschen, der Mann sei ein Aufständischer gewesen, der gerade eine Bombe begraben wollte.

Blutiges Massaker in Haditha
Die Fälle gehören zu einer ganzen Reihe von Misshandlungsaffären und gewaltsamen Übergriffen der US-Truppen im Irak. Dazu gehört auch das Massaker in der Stadt Haditha, bei dem US-Marineinfanteristen am 19. November 24 irakische Zivilisten getötet haben sollen. Den Soldaten wird vorgeworfen, nach dem Tod eines Kameraden durch ein Bombenattentat an den Einwohnern des Ortes Rache genommen zu haben. Die Truppe sei von Haus zu Haus gezogen und habe wahllos Männer, Frauen und Kinder niedergeschossen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.