Peking protestiert scharf: Der Dalai Lama erhält heute in den USA einen Orden. Auch das Treffen mit US-Präsident Bush wurde stark kritisiert.
US-Präsident George W. Bush hat Peking zum Dialog mit dem Dalai Lama, dem geistlichen und politischen Oberhaupt der Tibeter, aufgerufen. "Ich glaube, es ist im Interesse des Landes, wenn China ihm die Einreise erlaubt und sich mit ihm trifft", sagte Bush am Mittwoch vor Journalisten in Washington. Der US-Kongress ehrte den Dalai Lama am selben Tag im Beisein von Bush mit der Goldmedaille des Parlaments, der höchsten Auszeichnung für Zivilisten.
Appell an Peking
In der Feierstunde bekräftigte der Präsident
seinen Appell an Peking, sich mit dem Dalai Lama zum Gespräch zu treffen.
Dann werde die chinesische Führung herausfinden, dass "dieser gute Mann ein
Mann des Friedens und der Versöhnung ist", sagte Bush. Auch führende
Kongressmitglieder der Republikaner und Demokraten betonten, dass der Dalai
Lama kein Separatist sondern ein Symbol des Dialogs und des Ausgleichs sei.
Vor diesem Hintergrund wurde die chinesische Führung auch dazu aufgerufen, den Friedensnobelpreisträger zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking einzuladen. Der Geehrte selbst wertete die Auszeichnung als Ermutigung für die Tibeter im Kampf für religiöse Freiheit und "echte Autonomie".
Privates Treffen
Bereits am Dienstag hatte Bush den Dalai Lama
trotz massiver chinesischer Kritik im Weißen Haus empfangen. Allerdings fand
das Treffen nicht im Oval Office statt, wo der Präsident seine
Amtsgeschäften führt, sondern in den Privaträumen. Am Mittwoch verteidigte
Bush vor Journalisten die Begegnung mit dem Tibeter: "Ich bewundere den
Dalai Lama." Bush zeigte sich überzeugt, dass seine Begegnung mit ihm die
Beziehungen zwischen China und den USA nicht beschädigen werde.
USA wollte Zuspitzung zu vermeiden
Insgesamt war das Weiße Haus
angesichts der chinesischen Verstimmung bemüht, jede weitere Zuspitzung zu
vermeiden. "Wir wollen in der Sache nicht allzu viel Wind machen und den
Chinesen nicht auf die Füße treten", sagte die Sprecherin des Weißes Hauses,
Dana Perino. Sie verwies darauf, dass der Dalai Lama bereits in der
Vergangenheit mehrfach im Weißen Haus empfangen worden sei.
Kritik aus China
Wenige Stunden vor dem Treffen hatte der
Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Liu Jianchao, erklärt, die
Begegnung stelle eine schwere Verletzung der grundlegenden Regeln der
internationalen Beziehungen dar. Sie verletze "die Gefühle der Chinesen".
China fordere die USA "ausdrücklich dazu auf, den Fehler zu korrigieren, die
betreffenden Arrangements abzusagen und sich nicht mehr in die internen
Angelegenheiten Chinas einzumischen", sagte der Sprecher.
Das buddhistische Tibet wurde 1951 von chinesischen Truppen besetzt. Nach einem gescheiterten Volksaufstand 1959 floh der Dalai Lama nach Indien. Bereits im September hatte China mit Verärgerung auf den Empfang des Dalai Lama durch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Österreichs Kanzler Alfred Gusenbauer reagiert.