US-Präsident George W. Bush hat vom US-Kongress am Montag für 2008 Budgetmittel von fast 200 Milliarden Dollar für die Einsätze der Streitkräfte im Irak und in Afghanistan gefordert.
Bush rief die großteils gegen den Irak-Krieg eingestellten Abgeordneten in einer Rede im Weißen Haus zur Bewilligung von 196,4 Milliarden Dollar (138 Milliarden Euro) auf, das sind 42 Milliarden mehr als in den Planungen bisher angenommen. Die demokratische Parlamentspräsidentin Nancy Pelosi reagierte mit scharfer Kritik, zumal der Präsident kurz zuvor ein Gesetz über Gesundheitsbeihilfen für Kinder aus armen Familien mit seinem Veto gestoppt hatte.
"Hilfe für irakische Flüchtlinge"
"Jedes
Kongress-Mitglied, das Erfolg im Irak sowie eine baldige Rückkehr unserer
Soldaten sehen will, sollte diesen Gesetzentwurf unterstützen", sagte Bush.
Er sei sich darüber im klaren, dass viele Abgeordnete gegen den Krieg seien
und dies auch demonstrieren wollten. "Aber sie sollten sicherstellen, dass
unsere Soldaten alles haben, was sie brauchen", appellierte Bush an die
Parlamentarier. Die Vorlage sieht unter anderem 5,3 Milliarden Dollar für
minensichere Fahrzeuge vor. Weitere 3,6 Milliarden Dollar sollen dem
Außenministerium gewährt werden, um "lebenswichtige Hilfe für irakische
Flüchtlinge" zu finanzieren. Bush drängte die Abgeordnete, die Mittel bis
Weihnachten zu bewilligen.
"Falsche Prioritäten"
Pelosi sagte in einer ersten
Reaktion, die Forderungen Bushs zeigten seine "falschen Prioritäten",
nachdem der Präsident ein Gesetz blockiert hatte, das Kindern aus armen
Familien Zugang zu einer Gesundheitsversorgung ermöglichen sollte. "Fast 200
Milliarden Dollar für den Irak zu fordern und gleichzeitig die
Gesundheitsversorgung für zehn Millionen Kinder mit einem Veto zu belegen
ist beispielhaft für die falschen Prioritäten der Bush-Regierung",
kritisierte Pelosi. "Für den Preis von weniger als 40 Tagen im Irak könnten
wir die Krankenversicherung für zehn Millionen Kinder für ein ganzes Jahr
sicherstellen", sagte die Demokratin.
43 Prozent wollen Reduzierung der Ausgaben
Sollte der Kongress
den Budget-Forderungen zustimmen, beliefen sich die Ausgaben für den nach
dem 11. September 2001 erklärten "Krieg gegen den Terror" auf insgesamt
757,4 Milliarden Dollar. Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage, die von der
"Washington Post" und dem Fernsehsender ABC in Auftrag gegeben worden war,
ergab, dass 43 Prozent der US-Bürger für eine drastische Reduzierung der
Ausgaben für die Irak- und Afghanistan-Einsätze sind.
Gelder "verschwunden"
Unterdessen haben amerikanische
Rechnungsprüfer keine Hinweise für die Verwendung von 1,2 Milliarden Dollar
gefunden, die das Außenministerium zur Polizeiausbildung im Irak
bereitgestellt hat. Weil die Rechnungen nicht zu finden waren, stellte der
Generalinspektor für den Wiederaufbau im Irak, Stuart Bowen, die Überprüfung
des Programms vorerst ein. Bowen wollte einen Vertrag des Ministeriums mit
dem Unternehmen DynCorp vom Februar 2004 prüfen. Das Unternehmen sollte mit
den staatlichen Mitteln Unterkünfte, Sicherheitseinrichtungen,
Versorgungsgüter und Waffen für die Polizisten kaufen. Der demokratische
Senator Joe Lieberman sprach von klaren Hinweisen für die Verschwendung
öffentlicher Mittel.