Ranghohes Treffen

China und Taiwan wollen Aussöhnung

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Kehrtwende in Pekings Taiwan-Politik: Chinas Staatschef empfängt den Chef von Taiwans Regierungspartei. Beide Länder wollen sich aussöhnen.

Erstmals seit neun Jahren nehmen China und Taiwan wieder einen regelmäßigen Dialog auf. Beim ranghöchsten Treffen zwischen beiden Seiten seit mehr als sechs Jahrzehnten vereinbarten Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao und der Vorsitzende der taiwanesischen Regierungspartei Kuomintang, Wu Poh-hsiung, am Mittwoch in Peking, die 1999 von China eingefrorenen Gespräche ihrer halbamtlichen Organisationen für die Kontakte miteinander "so schnell wie möglich" wieder aufzunehmen. Das berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Nach unbestätigten Berichten soll die erste Runde schon im Juni stattfinden.

Nach seinen Gesprächen mit Hu Jintao sagte Wu Poh-hsiung vor Journalisten, beide seien sich einig, gegenseitiges Vertrauen aufbauen zu wollen und Differenzen, die nicht in nächster Zukunft gelöst werden könnten, außen vor zu lassen. Die taiwanesische Stiftung für den Austausch (SEF) und die chinesische Vereinigung für die Beziehungen über die Taiwanstraße (ARATS) könnten möglichst bald zusammenkommen und sollten sich zunächst auf die Aufnahme regelmäßiger direkter Charterflüge und die Ausweitung von chinesischen Touristenreisen nach Taiwan konzentrieren.

Hoffnung auf friedliche Entwicklung
Bei ihrem Treffen sagte Chinas Präsident, beide Parteien sollten gemeinsam für eine friedliche Entwicklung in der Meerenge von Taiwan arbeiten. In dem live im Staatsfernsehen übertragenen Treffen äußerte Wu Poh-hsiung seine Hoffnung auf ein beiderseitiges Versprechen, durch gemeinsame Anstrengungen sicherzustellen, dass es niemals Krieg zwischen Taiwan und Festlandchina geben werde. Sein Besuch demonstriert die Wende in den lange angespannten Beziehungen seit der Wahl des neuen taiwanesischen Präsidenten Ma Ying-jeou im März, der eine Aussöhnung und eine stärkere Annäherung zu Festlandchina sucht.

Chinas Präsident sprach von einem "großen Ereignis" in den Beziehungen der einst verfeindeten Parteien. Die nationalchinesische Kuomintang und die Kommunistische Partei hatten sich bis 1949 einen erbitterten Bürgerkrieg geliefert. Nach ihrer Niederlage flüchteten die Kuomintang-Truppen unter General Tschiang Kai-schek nach Taiwan, während Kommunistenführer Mao Tse-tung (Mao Zedong) 1949 in Peking die Volksrepublik gründete. Seit damals betrachtet Chinas Führung Taiwan nur als abtrünnige Provinz. Bereits im April 2005, als die Kuomintang allerdings noch in der Opposition saß, hatte der damalige Parteichef Lien Chan schon das Eis gebrochen und erstmals die Volksrepublik besucht.

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