Wegen der zuletzt starken Zunahme der Gewalt reiste die US-Außenministerin nach Bagdad. Sie traf Samstag früh ein. Möglicherweise bleiben die US-Truppen doch länger im Irak als geplant.
US-Außenministerin Hillary Clinton ist am Samstag unangekündigt zu ihrem ersten Besuch als Mitglied der Regierung von Präsident Barack Obama im Irak eingetroffen. Vor ihren Gesprächen in Bagdad sagte sie, der Irak sei trotz der schweren Selbstmordanschläge in dieser Woche auf dem richtigen Weg. Der Iran hat den USA vorgeworfen, in die jüngsten Bombenanschläge im Irak verwickelt zu sein. "Amerikanische und israelische Geheimdienste sind die ersten Verdächtigen", hieß es in einer Erklärung des obersten geistlichen Führers, Ayatollah Ali Khamenei.
Bei zwei Anschlägen waren am Donnerstag und Freitag im Irak Dutzende iranischer Pilger getötet worden. Zwei Selbstmordattentäter sprengten sich vor einem schiitischen Schrein in Bagdad in die Luft und rissen bis zu 60 Menschen in den Tod, darunter 25 Iraner. Die terroristischen Anschläge seien in einer tragischen Art und Weise ein Zeichen dafür, dass die Extremisten Angst hätten, den Kampf gegen die Regierung in Bagdad zu verlieren, sagte Clinton. Es werde sicher auch weiterhin politische Konflikte im Irak geben, insgesamt sei das Land aber auf dem richtigen Weg. Die USA wollen die Verantwortung für die Sicherheit in den meisten städtischen Gebieten in drei Monaten den Irakern übertragen. Das ist Teil des Plans, die meisten Soldaten bis 2011 abzuziehen. Die Anschläge werfen aber die Frage auf, ob die irakischen Sicherheitskräfte in der Lage sind, sich allein der Gewalt entgegenzustellen.
Treffen mit Kommandanten
Hillary Clinton wollte mit dem
Oberkommandierenden der US-geführten multinationalen Truppen, General Ray
Odierno, über die jüngste Gewaltwelle beraten und anschließend Gespräche mit
Staatspräsident Jalal Talabani, Regierungschef Nuri al-Maliki und
Außenminister Hoshyar Zebari führen. Angesichts der jüngsten Gewaltwelle
hatte Odierno am Freitag nicht ausgeschlossen, dass US-Truppen in einigen
Städten und Dörfern, insbesondere in Mossul, länger bleiben könnten als
ursprünglich vorgesehen. Die US-Regierung will bis September 12.000 Soldaten
aus dem Irak abziehen. Der Großteil der 140.000 Mann starken Truppen soll
das Land bis Ende August 2010 verlassen haben, der endgültige Abzug soll bis
Ende 2011 vollzogen sein.
Der neue US-Botschafter im Irak, Christopher Hill, ist am Freitagabend in Bagdad eingetroffen. Der Posten zählt zu den wichtigsten Botschafterposten der USA. Hill war bisher Chefunterhändler der USA für die Atomgespräche mit Nordkorea. In seiner Diplomatenkarriere war der Nahe Osten bisher kein Schwerpunkt.