Ilkka Kanerva schrieb einer erotischen Tänzerin über 200 SMS in wenigen Wochen. Das kostete ihn jetzt seinen Job.
Der finnische Außenminister Ilkka Kanerva (60) muss wegen seiner zahlreichen SMS an eine "erotische Tänzerin" zurücktreten. Der Vorsitzender von Kanervas konservativen Sammlungspartei (KOK), Jyki Katainen, hatte am Dienstag in der Früh erklärt, dass Kanerva nicht mehr das Vertrauen und den Respekt genieße, die für eine Fortsetzung seiner Arbeit als Minister nötig seien. Die Parteiführung machte Kanerva vor allem dessen mangelndes Urteilsvermögen in der sogenannten SMS-Affäre zum Vorwurf.
Stubb rückt nach
Neuer finnischer Außenminister wird der
EU-Abgeordnete Alexander Stubb, der am heutigen Dienstag 40 Jahre alt wurde.
Stubb verfügt über langjährige Erfahrung in der EU-Politik. Er hat u.a. in
der finnischen EU-Vertretung in Brüssel gearbeitet und war Berater des
ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi. Bei der Wahl zum
Europäischen Parlament 2004 erwies sich der redegewandte Stubb für die
Konservativen als zugkräftiger Stimmenmagnet.
Laut Katainen hat Stubb Erfahrung in der Außenpolitik und insbesondere der Europapolitik. Er können auch auf den fahrenden Zug der derzeitigen Präsidentschaft Finnlands bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) aufspringen.
Katainen: "Schwierige Entscheidung"
Die Entscheidung
Kanerva das Vertrauen zu entziehen, sei ihm schwer gefallen, sagte Katainen
am Dienstag. Kanerva sei sein "Freund und langjähriger Kollege". Er habe
viel Gutes für das Land getan und im Laufe eines Jahres die finnischen
Außenbeziehungen "musterhaft" aufgebaut.
Kanerva war unter Beschuss geraten, nachdem bekannt wurde, dass er der Stripperin Johanna Tukiainen (29) innerhalb weniger Wochen rund 200 zweideutige SMS geschickt hatte. Tukianen hatte die SMS an die Klatschzeitschrift "Hymy" verkauft und damit die Affäre vor vier Wochen ins Rollen gebracht. Eine Auswahl der Kurznachrichten wurde am Dienstag in "Hymy" veröffentlicht. Tukianen hatte bis zuletzt versucht, zunächst durch Rückkauf und dann gerichtlich, den Abdruck der SMS-Nachrichten zu verhindern.
Kanerva wollte die Affäre aussitzen
Anfangs hatte Kanerva
noch versucht, die Affäre auszusitzen, schon bald musste er aber zugeben,
die SMS verschickt zu haben. Er habe aber lediglich einige Mitteilungen
wegen eines von der Tänzerin erwogenen Auftritts bei einem Betriebsfest im
Außenministerium geschickt. "Aus Spaß" habe er sich dabei auch nach ihrer
bevorzugten Unterwäsche erkundigt. Als schließlich die Wellen immer
höherschlugen, entschuldigte er sich bei einer Pressekonferenz im Anschluss
an die jüngste Tagung des EU-Gipfels in Brüssel.
Kanerva hatte schon vor seiner Ernennung zum Minister im vergangenen Jahr Schlagzeilen gemacht, als er zahlreiche SMS-Mitteilungen sexuellen Inhalts an weibliche Bekanntschaften aus einem Nachtclub in der estnischen Hauptstadt Tallinn geschickt hatte. Genau solch einen Skandal hatte Parteichef Katainen erneut gefürchtet und Kanerva vor seiner Ernennung zum Minister das Versprechen abgerungen, die Partei davor zu bewahren. "Dieses Versprechen hat er nicht gehalten", sagte Katainen.