Die Ex-Regierungschefin kehrt nach acht Jahren im Exil in ihre Heimat zurück. Tausende Menschen erwarteten sie in Karachi.
Nach acht Jahren im selbst gewählten Exil ist Pakistans Ex-Premierministerin Benazir Bhutto am Donnerstag nach Pakistan zurückgekehrt und hat sogleich Präsident Pervez Musharraf den Kampf angesagt. Ihr Ziel sei die Wiederherstellung der Demokratie und das Ende der Militärdiktatur, sagte Bhutto nach der Landung am Flughafen ihrer Heimatstadt Karachi dem britischen Rundfunksender BBC. Hunderttausende Menschen bereiteten der Heimkehrerin in der Hafenstadt Karachi einen überschwänglichen Empfang.
Musharraf will mit Hilfe Bhuttos an der Macht bleiben
In rot,
schwarz und grün gekleidet tanzten Bhuttos Anhänger auf den Straßen,
schwenkten Partei-Fahnen und Willkommensbanner. Die Umjubelte dankte den
Anhängern ihrer Volkspartei PPP die Unterstützung mit den Worten, sie seien
"das wahre Pakistan". Diese Menschen wollten "keine militärische Führung und
keinen Extremismus", meinte Bhutto zur BBC. Es wäre ihr eine Ehre, wieder
ihrem Volk zu dienen. Bhutto war an Bord einer Maschine aus Dubai nach
Pakistan gekommen. Ihre Rückkehr war möglich geworden, weil Musharraf per
Dekret die gegen sie erhobenen Korruptionsvorwürfe für nichtig erklärt
hatte. Der schwächelnde Präsident hofft, mit Hilfe Bhuttos an der Macht
bleiben zu können.
Menschenmassen verzögern Fahrt
Grüne Tunika, weißes Kopftuch
- und Tränen in den Augen. In die pakistanischen Landesfarben gehüllt,
betrat die Oppositionspolitikerin pakistanischen Boden und küsste umgehend
einen Koran."Ich danke Gott", sagte die PPP-Parteichefin auf Lebenszeit. Sie
zeigte sich ungeachtet der Todesdrohungen des Terrornetzwerks Al-Kaida auf
einem offenen Laster und winkte den jubelnden Menschenmassen zu. Vom
Flughafen der südpakistanischen Wirtschaftsmetropole wollte Bhutto zum
Mausoleum von Pakistans Staatsgründer Muhammad Ali Jinnah und später zu
ihrer Familienresidenz fahren. Wegen der Menschenmassen auf dem Weg wurde
damit gerechnet, dass sie für die Strecke bis weit in die Nacht benötigen
würde.
Freie und faire Wahlen
"Nun, wo das Volk sein Urteil gefällt hat,
ist es notwendig, dass die Wahlen frei und fair verlaufen", sagte Bhutto mit
Blick auf die bevorstehenden Parlamentswahlen im Jänner. Die ehemalige
Regierungschefin will mit ihrer Pakistanischen Volkspartei in den Wahlkampf
ziehen. Es wird damit gerechnet, dass es nach der Abstimmung zu einer
Vereinbarung für eine Machtteilung mit Präsident Pervez Musharraf kommt. Als
Staatsoberhaupt und Armeechef hatte Musharraf die jüngst von der Opposition
weitgehend boykottierte Präsidentenwahl für sich entschieden; das Ergebnis
muss aber noch vom Obersten Gericht bestätigt werden. Das Urteil dürfte
frühestens in zehn bis zwölf Tagen fallen. Musharraf war 1999 durch einen
Staatsstreich an die Macht gelangt.
20.000 Sicherheitsleute im Einsatz
Für die Rückkehr Bhuttos waren
in Karatschi mehr als 20.000 Sicherheitsleute im Einsatz. Taliban und
Al-Kaida hatten im Vorfeld mit Anschlägen auf die Politikerin gedroht. "Sie
hat mit Amerika eine Vereinbarung getroffen. Deshalb werden wir Bhutto
genauso attackieren wie Musharraf", erklärte der Taliban-Kommandant Haji
Omar über Telefon aus der pakistanischen Grenzregion zu Afghanistan. In
ihrer Autobiografie hatte Bhutto den Radikalislamisten den Kampf angesagt:
"Ich bin ein Symbol dessen, was die sogenannten Jihadisten, die Taliban und
die Al-Kaida am meisten fürchten. Ich bin eine politische Führerin, die
darum kämpft, Moderne, Kommunikation, Bildung und Technik nach Pakistan zu
bringen."