Die EU-Innenminister haben grünes Licht für die bisher größter Erweiterung der Schengen-Zone gegeben.
Die Grenzkontrollen zu Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Polen, Estland, Lettland, Litauen und Malta werden demnach am 21. Dezember aufgehoben. Wie Diplomaten bei einem Treffen der EU-Innenminister am Donnerstag in Brüssel mitteilten, gaben die Inneminister der 27 EU-Staaten einstimmig ihre Zustimmung.
Formale Absegnung im Dezember
Formal soll die
Schengen-Erweiterung erst beim nächsten Innenministertreffen Anfang Dezember
abgesegnet werden. Bis dahin soll auch das Europaparlament seine
Stellungnahme abgeben. Wegen eines Streits um die Freigabe der
Evaluierungsberichte über die Schengen-Kandidaten musste die offizielle
Entscheidung der Minister um ein Monat verschoben werden. Die
Grenzkontrollen an den Flughäfen werden erst Ende März aufgehoben.
Platter lobt Schengen-Informationssystem
Zuvor hatte bereits
Innenminister Günther Platter erklärt, die EU-Innenminister würden am
Donnerstag informell grünes Licht für die Schengen-Erweiterung geben. Die
vorläufige Teilnahme der neuen EU-Staaten am Schengen-Polizeicomputersystem
(SIS) habe in den vergangenen zwei Monaten zu 24 Verhaftungen in Folge von
österreichischen Fahndungen geführt. Das Schengen-Informationssystem biete "exzellente
Möglichkeiten" und sei "ein absoluter Mehrwert".
Soldaten bleiben bis Ende 2008
In den ersten neun Monaten im
nächsten Jahr werde Österreich verstärkt Kontrollen im grenznahen Raum -
etwa durch Schleierfahndung - durchführen, sagte Platter. Zugleich werde der
Assistenzeinsatz nach einem Beschluss des Ministerrates mit rund 1.500
Soldaten bis "längstens Ende 2008" verlängert. Die Bundesheer-Soldaten
würden nicht in sicherheitspolizeiliche Maßnahmen einschreiten, aber den
grenznahen Raum auf illegale Einwanderer beobachten, sagte Platter. Die Zahl
der Polizeibeamten, die vorerst im Grenzraum stationiert blieben, gab der
Minister mit etwa 2.000 an. Nach Ende September 2008 soll eine Analyse
Klarheit schaffen, welche weiteren Maßnahmen noch benötigt würden. Der
Assistenzeinsatz des Bundesheeres sei "eine völlig nationale Entscheidung",
betonte Platter. Nach den Schengen-Bestimmungen darf das Militär aber nicht
direkt Grenzkontrollen durchführen.
Punktuelle Kontrollen zur EM 2008
Zu den verstärkten
Polizeikontrollen zählen auch Abkommen mit den Nachbarstaaten Slowenien,
Ungarn, Slowakei und Tschechien. Diese erlauben gemeinsame Polizeistreifen
im grenznahen Raum. Mit seinen Kollegen aus Slowenien und Ungarn
unterzeichnete Platter vor Beginn des Innenministertreffens ein
Polizeikooperationsabkommen, ein entsprechendes Kontaktbüro wird am
slowenischen Grenzübergang nach Ungarn, Dolga Vas, eingerichtet. Bisher
bestehen entsprechende Kontaktbüros schon mit Italien, der Slowakei,
Tschechien, der Schweiz und Liechtenstein. Während der
Fußball-Europameisterschaft 2008 würden die Grenzkontrollen aus
Sicherheitsgründen "punktuell und temporär" wieder eingeführt werden,
kündigte Platter an.
Flughäfen erst ab Ende März 2008
Die Grenzkontrollen an
den Flughäfen in den neuen Schengen-Mitgliedstaaten werden wegen der fixen
Evaluierungstermine erst Ende März aufgehoben. Nicht dabei ist bei dieser
Erweiterungsrunde Zypern, das dem Schengen-Raum erst ab Schaffung des
technisch verbesserten neuen Schengen-Polizeicomputersystems (SIS II)
beitreten will. Dieses System, das auch biometrische Daten wie Lichtbilder
und Fingerabdrücke speichern kann, soll frühstens Ende 2008 in Betrieb
gehen. Auch die beiden EU-Neulinge Rumänien und Bulgarien bleiben vorerst
draußen. Die Schweiz will dem Schengen-Raum im November 2008 beitreten.
"Ein Glück für Deutschland"
Die
bevorstehende Schengen-Erweiterung ist nach den Worten von Innenminister
Wolfgang Schäuble "ein Glück für Deutschland".
Schäuble sagte vor einer Sitzung der EU-Innenminister am Donnerstag in
Brüssel, das Treffen stelle "die letzte Weiche" für den
Schengen-Beitritt der osteuropäischen EU-Staaten.