Die Hinrichtung von Ali Hassan al-Majid wurde von der Regierung in Bagdad auf das Ende des Fastenmonats Ramadan verschoben.
Die irakischen Behörden haben die Hinrichtung des als "Chemie-Ali" bekannten Ali Hassan al-Majid verschoben. Das bestätigte ein Regierungsmitglied der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag. Majid, dessen Verurteilung zum Tod wegen seiner Verantwortung für die Tötung von 182.000 Kurden am 4. September durch den Obersten Gerichtshof bestätigt worden war, hätte gemäß irakischem Recht spätestens am Donnerstag - 30 Tage nach dem Urteil - gehängt werden sollen. Die Regierung in Bagdad will die Strafe jedoch nicht vor Ablauf des islamischen Fastenmonats Ramadan am 13. Oktober vollstrecken. Ministerpräsident Nuri al-Maliki hatte am Mittwoch angekündigt, die rechtliche Lage zu prüfen.
Wartet seit Juni auf Hinrichtung
Der 66-jährige Majid, ein Cousin
und "rechte Hand" des ehemaligen Machthabers Saddam Hussein, sowie zwei
Mitangeklagte waren bereits im Juni wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und
Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tod durch den Strang verurteilt
worden und hatten dagegen Berufung eingelegt. Bei den Mitangeklagten
handelte es sich um Ex-Verteidigungsminister Sultan Hashim el Tai und
Hussein Rashid al-Tikriti, den ehemaligen Vize-Chef der Militäreinsätze. Das
Oberste Gericht bestätigte die Urteile für alle drei.
Für den Tod von 180.000 Kurden verantwortlich
Im Zuge der
"Anfal"-Kampagne waren die Verurteilten neben Saddam Hussein, der Ende 2006
hingerichtet wurde, für den Völkermord an mehr als 180.000 Kurden
verantwortlich. Brutaler Höhepunkt der Strafaktion der Regierung war die
Bombardierung der 70.000 Einwohner zählenden kurdischen Stadt Halabja am 17.
und 18. März 1988 mit Giftgas. Bei dem Angriff kamen mehrere tausend Männer,
Frauen und Kinder ums Leben. "Chemie-Ali" hatte aus seiner Beteiligung an
den Massakern nie einen Hehl gemacht und während des Prozesses keinerlei
Reue gezeigt.
Mehrere Anklagepunkte
Majid, Hashim el Tai und Rashid al-Tikriti
sind außerdem in einem weiteren Prozess der irakischen Justiz angeklagt, in
dem es um die blutige Niederschlagung des Schiiten-Aufstandes von 1991 geht,
bei dem fast 100.000 Menschen ums Leben kamen. Das Verfahren gegen sie wurde
am Donnerstag trotz einer früheren gerichtlichen Verfügung fortgesetzt,
derzufolge die Anklage gegen "Chemie-Ali" und seine Mitangeklagten im Falle
der Bestätigung des Todesurteils fallengelassen werden sollte.