Kein Kontakt möglich

Ist Alexej Nawalny schon tot? Große Sorge um Putin-Gegner

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Seit Tagen gibt es kein Lebenszeichen vom inhaftierten Kremlgegner Alexej Nawalny (47). In den Straflagern sechs und sieben im Gebiet Wladimir sei seinem Anwalt mitgeteilt worden, dass Nawalny dort nicht sei. Wurde er versetzt oder ist er tot?

Die US-Regierung hat sich "tief besorgt" um den inhaftierten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny gezeigt, der seit Tagen nicht mehr von seinen Unterstützern kontaktiert werden kann. "Wir sind tief besorgt über diese Berichte", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby, am Montag während einer Reise in der US-Präsidentenmaschine Air Force One. Er bekräftigte, dass die US-Regierung die "sofortige" Freilassung Nawalnys verlange.

USA schalten sich ein

Die US-Botschaft in Moskau werde sich um Informationen zum Verbleib Nawalnys bemühen, sagte Kirby. Unterstützer des prominenten russischen Oppositionellen hatten zuvor berichtet, dass sie seit einer Woche vergeblich versuchen, Nawalny zu kontaktieren. "Wir wissen immer noch nicht, wo Alexej ist", teilte dessen Sprecherin Kira Jarmisch am Montag im Onlinedienst X (vormals Twitter) mit.

Nicht mehr im bisherigen Straflager

Die Anwälte des 47-Jährigen hatten sich nach ihren Angaben am Freitag sowie am Montag zu zwei Straflagern in der Region Wladimir östlich der Hauptstadt Moskau begeben, um herauszufinden, ob ihr Mandant sich dort aufhalte. Doch sei ihnen gesagt worden, dass Nawalny "nicht dort ist".

Nicht zu Gerichtsprozess zugeschaltet

Nawalny hatte zuvor nicht an einer gerichtlichen Anhörung teilgenommen, zu der er per Videoleitung zugeschaltet werden sollte. Die Behörden hatten dies mit einer Strompanne begründet. "Sie machen sich über uns lustig", kommentierte Jarmisch.

Bisher 250 Kilometer östlich von Moskau eingesperrt

Nawalny war bisher in einem Straflager im 250 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Melechowo in der Region Wladimir untergebracht. Im August war wegen "Extremismus" seine ursprüngliche neunjährige Haftstrafe auf 19 Jahre erhöht worden, ein Gericht ordnete zudem seine Überführung in eine Strafkolonie mit schärferen Haftbedingungen an.

Überführungen können Wochen dauern

Überführungen von einem Straflager zum anderen dauern in Russland häufig mehrere Wochen. Die Häftlinge legen die Strecke per Zug zurück, wobei die Reise oft in mehreren Etappen stattfindet. Während dieser Überführungen haben die Nahestehenden keinen Kontakt zu den Häftlingen. Die Straflager mit besonders harten Bedingungen liegen oft in entlegenen Regionen.

Erst Anfang Dezember hatte die russische Justiz weitere Beschuldigungen gegen Nawalny vorgebracht. Die Behörden werfen ihm Vandalismus vor, was eine weitere Haftstrafe von drei Jahren mit sich bringen könnte, wie Nawalny in Onlinediensten mitgeteilt hatte.

Im Sommer 2020 vergiftet, 2021 verhaftet

Der Gegner von Kreml-Chef Wladimir Putin war nach einer Vergiftung im Sommer 2020 und einem anschließenden mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt in Berlin im Jänner 2021 bei seiner Rückkehr nach Russland verhaftet worden. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 hat der Kreml sein Vorgehen gegen Nawalny, dessen Vertraute sowie allgemein gegen die Opposition nochmals verschärft. Die meisten bekannten Aktivisten und Oppositionellen haben inzwischen Russland verlassen oder sitzen im Gefängnis.

Nawalny
© Navalny team Youtube page
× Nawalny

Vermisst: Alexej Nawalny. 

Russische Führung weist Fragen zurück

Die russische Führung wies Fragen nach seinem Verbleib zurück. Es gehe um einen Gefangenen, der nach dem Gesetz schuldig gesprochen worden sei und seine Strafe verbüße, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow: "Hier halten wir jede Einmischung von irgendjemandem, einschließlich der USA, für inakzeptabel und unmöglich."

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