Israels Präsident wird Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Korruption, Geschenkannahme und Einschüchterung von Zeugen vorgeworfen.
Der israelische Staatspräsident Moshe Katzav soll wegen Vergewaltigung, sexueller Nötigung von Untergebenen sowie Korruption im Amt vor Gericht gestellt werden. Das gab das israelische Justizministerium am Dienstag bekannt. Eine formale endgültige Anklageerhebung solle allerdings erst nach einer letzten Anhörung des 61-jährigen Staatsoberhauptes erfolgen. Nach israelischen Medienberichten könnte dies erneut bis zu drei Monate dauern. Auch Katzavs Sohn Ariel war in den Verdacht der sexuellen Belästigung geraten.
Zahlreiche Anklagepunkte
Mehrere Parlamentsabgeordnete
verschiedener Fraktionen forderten den sofortigen Rücktritt des Präsidenten.
Generalstaatsanwalt Menachem Mazuz folgte mit der Entscheidung für eine
Anklage einer Empfehlung der Polizei, die sich im Oktober nach monatelangen
Ermittlungen dafür ausgesprochen hatte, Katzav vor Gericht zu stellen. Nach
Medienberichten soll der Präsident nun wegen sexueller Vergehen gegen vier
Frauen angeklagt werden. Er soll sie unter Missbrauch seiner Autorität
sexuell gefügig gemacht haben. Weitere Anklagepunkte sind die illegale
Annahme von Geschenken sowie Behinderung von Ermittlungen und
Einschüchterung von Zeugen. Katzavs Anwälte wollten sich zu einem späteren
Zeitpunkt zu der Entscheidung von Mazuz äußern. Die Vorwürfe stammten von
ehemaligen Mitarbeiterinnen des Präsidialamts. Der Staatschef hatte mehrfach
seine Unschuld betont und sich als Opfer von Erpressungsversuchen
dargestellt. Er erklärte jedoch, er wolle im Falle einer Anklage
zurücktreten.
Von den sieben Amtsvorgängern Katzavs ist nur einer vorzeitig zurückgetreten: Ezer Weizman, der im Jahr 2000 die Konsequenzen aus einem Korruptionsskandal zog. Politische Beobachter hatten zunächst eine Kampagne gegen Katzav mit dem Ziel vermutet, seine Rückkehr in die aktive Politik nach dem Ende seiner Amtszeit 2007 zu torpedieren. Dem ehemaligen Likud-Abgeordneten, Minister und Vizepremier, der sich bei der Wahl des Staatsoberhauptes durch das Parlament überraschend gegen den damaligen Favoriten Shimon Peres durchgesetzt hatte, wurde unterstellt, das Amt des Ministerpräsidenten auf Kosten von Ehud Olmert anzustreben. Einer von Katzavs Amtsvorgängern, Yitzhak Navon (1978-83), war nach seiner Präsidentschaft in die Politik zurückgekehrt und hatte danach noch lange Zeit wichtige Regierungsämter bekleidet.
Auch Olmert im Visier
Die Generalstaatsanwaltschaft hat auch
ein Untersuchungsverfahren gegen Ministerpräsident Ehud Olmert einleiten
lassen, dem angekreidet wird, bei der Privatisierung der Bank Leumi versucht
zu haben, privaten Geschäftsfreunden unter die Arme zu greifen. Seit der
Privatisierung im Jahr 2005 ist der US-Fonds Cerberus an der Bank beteiligt.
(Cerberus kauft in Österreich die Gewerkschaftsbank BAWAG P.S.K.) Als
damaliger Finanzminister soll Olmert im November 2005 die Bedingungen einer
Ausschreibung zum Vorteil befreundeter Geschäftsleute geändert haben. Olmert
selbst betont, er habe sauber gehandelt. Die Kabinettschefin und langjährige
engste Mitarbeiterin Olmerts, Shula Zaken, und der Leiter der Steuerbehörde,
Jacky Matza, stehen unter Korruptionsverdacht. Sie sollen Bekannten oder
Verwandten Steuererleichterungen und Arbeitsplätze verschafft sowie
Schmiergelder angenommen haben.