Atom-Streit

Keine IAEO-Hilfe für Irans Reaktor

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Die UNO-Atombehörde stellt Teheran weder Geld noch Technik für den Bau des 40-Megawatt-Reaktors bei Arak zur Verfügung.

Der Iran hat mit seinem Wunsch nach technischer Hilfe der UNO-Atombehörde IAEO (IAEA) für seinen geplanten Schwerwasser-Reaktor bei Arak eine Abfuhr erlitten. Der IAEO-Gouverneursrat in Wien beschloss am Donnerstag das Budget für technische Zusammenarbeit mit seinen Mitgliedsländern, aus dem der iranische Antrag entfernt wurde. Das bedeutet, dass Teheran in den nächsten zwei Jahren weder Geld noch technische Unterstützung für den Bau des 40-Megawatt-Reaktors erhält. Außenminister Manouchehr Mottaki sagte in Teheran, sein Land werde den Bau des Reaktors in Arak mit oder ohne Hilfe der IAEO vorantreiben.

Der Vertreter des Iran bei der IAEO, Ali Asghar Soltanieh, kritisierte den Beschluss des Gouverneursrates: "Das hätte maximale Transparenz und den höchsten Sicherheitsstandard garantiert", sagte Soltanieh am Rand der Gouverneursrat-Tagung. Der Iran werde am Bau des Reaktors weiterarbeiten, um medizinischen Bedürfnissen gerecht zu werden. Man habe sich für den Bau eines Schwerwasserreaktors entschieden, da für dessen Betrieb lediglich natürliches Uran gebraucht werde, sagte Soltanieh. Für den Bau eines Leichtwasserreaktors dagegen werde hochangereichertes Uran benötigt.

"Derzeit herrscht Stillstand"
Der Chef der IAEO, Mohammed ElBaradei, erklärte, dass der Reaktor von Arak auch künftig von der Organisation inspiziert werde. Er bezeichnete die Bereitschaft des Iran, der IAEO erneut Umweltproben von einer Universität nehmen zu lassen sowie Zugang zu den Ergebnissen einer Urananreicherungsanlage zu gewähren, als wichtige Schritte. "Ich hoffe, dass diesen positiven Schritten weitere Maßnahmen folgen werden", sagte ElBaradei. "Derzeit herrscht Stillstand." Soltanieh hingegen erklärte, es werde bei diesen zwei Schritten bleiben, bis die Frage des iranischen Atomprogramms wieder ausschließlich in der IAEO und nicht mehr im UNO-Sicherheitsrat behandelt werde.

Der IAEO-Gouverneursrat folgte mit seiner Entscheidung den Beratungen eines Ausschusses, in dem mehrere Mitglieder Bedenken gegen eine technische Zusammenarbeit äußerten. Die IAEO hat den Iran in früheren Resolutionen bereits aufgefordert, den Reaktorbau in Arak zu stoppen. Die Regierung in Teheran hat das abgelehnt und erklärt, der Reaktor sei wichtig für die Herstellung radioaktiver Isotope zu medizinischen Zwecken. Andere iranische Projekte wurden vom Gouverneursrat gebilligt; in fast allen Fällen wird die technische Hilfe von der IAEO anstandslos gebilligt.

Unterschiedliche Reaktionen
Nach der Entscheidung waren Diplomaten allerdings uneinig in ihrer Bewertung. Der Chefdelegierte der USA, Gregory Schulte, meinte, damit sei jede Unterstützung für den Bau des Plutonium produzierenden Reaktors in Arak für immer vom Tisch. "Der Iran ist nie so isoliert gewesen", fügte Schulte hinzu. Diplomaten aus Entwicklungsländern erklärten dagegen, der Antrag sei nicht formal abgelehnt worden, so dass es dem Iran offen stehe, sich nach zwei Jahren erneut um technische Hilfe für den Reaktorbau zu bewerben. Der Reaktor in Arak könnte Schätzungen zufolge im Jahr 2009 seinen Betrieb aufnehmen und pro Jahr bis zu 12,5 Kilogramm Plutonium herstellen. Das würde für den Bau von zwei bis drei Atombomben reichen.

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