Die italienische Regierung von Ministerpräsident Romano Prodi will am kommenden Freitag ein Gesetzesprojekt zur Anerkennung der "Ehen ohne Trauschein" verabschieden.
Damit sollen künftig in Italien homo- und heterosexuelle Lebensgemeinschaften auf eine gesetzliche Grundlage gestellt werden. Die angestrebte Reform sieht im Kern vor, dass Lebenspartner, die mindestens fünf Jahre zusammengelebt haben, künftig bei finanziellen Fragen wie Pension und Erbschaft ähnlich behandelt werden wie Eheleute. Das Thema Adoption wird ausgeklammert.
Angriff auf Familien-Tradition
Die geplante Legalisierung der
Lebensgemeinschaft ist heftig umstritten. Wiederholt hat der Papst dieser
Tage vor unannehmbaren Angriffen auf die traditionelle Familie gewarnt. "Es
häufen sich auch die Bedrohungen für die natürliche Struktur der Familie,
die auf der Ehe zwischen Mann und Frau basiert, und die Versuche, sie zu
relativieren, indem man anderen Formen des Zusammenlebens denselben Status
einräumt wie ihr. All das greift die Familie an und trägt dazu bei, sie zu
destabilisieren", so das Oberhaupt der katholischen Kirche kürzlich.
Italiener für Anerkennung
Die Mehrheit der Italiener denkt
anders. 67 Prozent sind für die gesetzliche Anerkennung der homo- und
heterosexuellen Partnerschaften, ergab eine Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts Eurispes. 58,1 Prozent sind jedoch gegen die
Einführung der "Homo-Ehe" wie in Spanien, während 34,2
Prozent dafür sind. Laut Eurispes leben ca. 1.000 Kinder bei einem
homosexuellen Paar. 78 Prozent der Befragten sind gegen das Adoptionsrecht
für Homosexuelle, 13,2 Prozent dafür.
Koalitions-Schwerpunkt
Die Legalisierung der
Lebensgemeinschaften ist ein Schwerpunkt im Programm der
Mitte-Links-Koalition Prodis, hat jedoch für Spannungen zwischen den
linksradikalen Parteien und den katholischen Gruppierungen innerhalb der
Allianz gesorgt. Der Senat hatte im Dezember die Regierung aufgefordert,
einen Gesetzestext vorzulegen, in dem "die Rechte, auch in Bezug auf
Steuern und nichteheliche Lebensgemeinschaften anerkannt" werden. Dabei
dürfe es keine Diskriminierung auf Grund des Geschlechts oder der sexuellen
Orientierung geben.