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Merkel sichert Dalai Lama Unterstützung zu

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Ungeachtet chinesischer Proteste hat Angela Merkel sich am Sonntag mit dem Dalai Lama getroffen.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat dem Dalai Lama ihre Unterstützung bei seinen Bemühungen um die Wahrung der kulturellen Identität Tibets zugesichert. Sie habe auch die Politik des gewaltlosen Strebens nach religiöser und kultureller Autonomie des geistigen Oberhaupts der Tibeter gewürdigt, erklärte ein Regierungssprecher nach dem rund einstündigen Gespräch Merkels mit dem Dalai Lama, das ungeachtet chinesischer Proteste am Sonntag im Berliner Kanzleramt stattfand.

Friedliche, gewaltfreie Natur
Bei dem privaten, informellen Gespräch mit der Kanzlerin habe der religiöse Führer über seinen Einsatz für seine tibetische Heimat berichtet. Der Friedensnobelpreisträger von 1989 habe dabei die friedliche, gewaltfreie Natur seines Einsatzes hervorgehoben, der ein Streben nach Unabhängigkeit Tibets von der Volksrepublik China ausdrücklich ausschließe.

"Glücklich"
Das geistliche Oberhaupt der Tibeter sagte im Anschluss, Merkel "hält alte Freundschaften aufrecht, darüber bin ich glücklich". Einige Dutzend Anhänger jubelten dem Dalai Lama am Portal des Kanzleramts zu. Häufig gebe es Menschen, die in hohen Positionen eine erstaunliche Distanz aufbauten. Merkel gehöre nicht dazu, sagte der Dalai Lama.

Von Kritik Chinas nicht beirren lassen
Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU), der an dem Gespräch teilnahm, sagte, es sei gut, dass sich Merkel von der Kritik Chinas nicht habe beirren lassen. Das einstündige Treffen im Bundeskanzleramt wollte Merkel als privaten Gedankenaustausch im Rahmen ihrer Gespräche mit Religionsführern verstanden wissen. Sie hatte den Dalai Lama bereits als Oppositionsführerin empfangen.

Regierungssprecher Ulrich Wilhelm erklärte, der Dalai Lama habe die Bundeskanzlerin "über sein Wirken als Religionsführer des tibetischen Buddhismus und über seinen Einsatz für seine tibetische Heimat unterrichtet". Der Friedensnobelpreisträger von 1989 habe dabei die friedliche, gewaltfreie Natur seines Einsatzes hervorgehoben, der "ein Streben nach Unabhängigkeit Tibets von der Volksrepublik China ausdrücklich ausschließt".

Absage eines Treffens zwischen China und Deutschland
Aber bereits am Freitag spitzte sich die Krise zwischen China und Deutschland wegen des Besuchs zu. China ließ "aus technischen Gründen" ein Treffen mit Justizministerin Brigitte Zypries platzen, das zeitgleich in München stattfinden sollte. Davor hatte Peking den deutschen Botschafter aus Protest gegen das Treffen einbestellt.

In der Absage des Münchner Treffens wurde der Besuch des Dalai Lama nicht erwähnt. Geplant war eine Unterredung deutsch-chinesischer Regierungsvertreter im Rahmen des Rechtsstaatsdialogs beider Länder. Bis Dienstag wollten Deutsche und Chinesen über das Thema "Schutz des geistigen Eigentums" sprechen. Auch eine Rede von Zypries war vorgesehen.

Justizministerin bemüht sich um Ersatz-Termin
Die deutsche Justizministerin Brigitte Zypries will die Meinungsverschiedenheiten mit China über die Tibet-Politik rasch beilegen. Nach der Absage eines Treffens zum deutsch-chinesischen Rechtsstaatsdialog durch Peking sagte Zypries der "Berliner Zeitung" (Montagausgabe): "Ich hoffe, dass dieser Dialog auch weiter eine Erfolgsgeschichte bleibt und nicht nachhaltig gestört wird."

Zypries kündigte an, sie werde sich um einen baldigen Ersatztermin für das abgesagte Treffen bemühen. Dabei sei klar: "Die Achtung der Menschenrechte war und ist Gegenstand des Rechtsstaatsdialogs mit China." Allerdings sei es international notwendig, Belange und Positionen des Gesprächspartners zu beachten".

Dalai Lama werden "Abspaltungsaktivitäten" vorgeworfen
Davor hatte Peking dem Dalai Lama allerdings in ungewöhnlich scharfer Form "Abspaltungsaktivitäten" vorgeworfen und die deutsche Bundesregierung aufgefordert, den Dalai Lama nicht zu empfangen. Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck sagte in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin", er hätte den Dalai Lama nicht im Bundeskanzleramt empfangen sondern einen neutralen Ort gewählt. Am Donnerstag war der Dalai Lama in Wien vom österreichischen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer empfangen worden.

Der Dalai Lama lobte in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" Merkels "standhaftes Eintreten für Menschenrechtsfragen und Religionsfreiheit und ihr Engagement für die Umwelt". China warf der Religionsführer eine "Arroganz der Macht" vor, weil es überall dort, wo er auftrete, protestiere und sich damit in die inneren Angelegenheiten der Länder einmische.

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