Trotz internationaler Kritik hat Pjöngjang sein Atomprojekt wieder aufgenommen.
Nordkorea hat am Samstag erneut mit der Wiederaufbereitung abgebrannter Kernbrennstäben begonnen, um daraus Plutonium für Atombomben zu gewinnen. Das teilte die Regierung in Pjöngjang nur wenige Stunden nach dem Beschluss der Vereinten Nationen mit, weitere Sanktionen gegen das kommunistische Land zu verhängen.
Das Außenministerium in Pjöngjang bezeichnete die Rückkehr zu Wiederaufbereitung als "Beitrag zur Stärkung der nuklearen Abschreckung". Dabei gehe es darum, auf "die zunehmenden militärischen Bedrohungen feindlicher Kräfte" zu reagieren.
USA verstärken Druck auf Pjöngjang
US-Außenministerin
Hillary Clinton erklärte, Washington hoffe auf eine Wiederaufnahme der
Atomgespräche mit Nordkorea. Zugleich kündigte sie aber an, die USA würden
gemeinsam mit ihren Verbündeten den Ring um Pjöngjang enger ziehen, um zu
verhindern, dass Nordkorea andere Staaten mit Atomtechnik beliefere. Die USA
hätten keine Hinweise, dass Nordkorea aktiv Atomwissen mit anderen Ländern
teile, sagte sie.
Vor der nordkoreanischen Ankündigung hatte der Weltsicherheitsrat Strafmaßnahmen gegen drei Unternehmen in Nordkorea verhängt. Ihre Vermögenswerte im Ausland sollen eingefroren werden. Mit den Sanktionen reagierte die internationale Gemeinschaft auf den Start einer Langstreckenrakete am 5. April, der auch einen Verstoß gegen UNO-Auflagen darstellte. Alle drei Unternehmen sind maßgeblich am Waffenhandel Nordkoreas beteiligt.
6 Atombomben?
Es kann zwar noch mehrere Monate dauern, bis die
nordkoreanische Wiederaufbereitungsanlage wieder in vollem Umfang läuft. Die
Entscheidung der Regierung ist aber ein wichtiger Schritt weg von einer 2007
getroffenen Vereinbarung zur atomaren Abrüstung Nordkoreas im Rahmen der
Sechs-Parteien-Gespräche mit den USA, Südkorea, Japan, China und Russland.
Darin war vorgesehen, dass Pjöngjang seine Atomanlagen stilllegt und dafür
im Gegenzug wirtschaftliche Hilfe und Energielieferungen bekommt. Es wird
vermutet, dass Nordkorea schon jetzt genug Plutonium für rund ein halbes
Dutzend Atombomben hat.
Unterdessen wurde der jüngste Sohn des nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong-il in den mächtigen Nationalen Verteidigungsausschuss berufen, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Sonntag meldete. Dies könne darauf hindeuten, dass der 26 Jahre alte Kim Jong-un von seinem Vater als Nachfolger auserkoren worden sei, hieß es. Der Verteidigungsausschuss ist der wichtigste Teil des Regierungsapparats in dem kommunistischen Staat.
Über Kim Jong-un ist wenig bekannt, außer dass er in Bern studiert hat. Ein ehemaliger Koch von Diktator Kim Jong-il hat in seinen 2003 veröffentlichten Memoiren geschrieben, Kim Jong-un sehe aus wie sein Vater und verhalte sich auch so. Er sei der Lieblingssohn Kim Jong-ils.
Der 67-Jährige Staatschef hat Berichten zufolge im vergangenen August einen Schlaganfall erlitten. Seitdem kursieren Spekulationen über seinen möglichen Nachfolger.