Obama holt in den Umfragen auf und hat Chancen, für das Präsidentenamt zu kandidieren. Hillary Clinton hat noch ein Ass: ihren Mann Bill.
Die Turnhalle der Highschool in der Kleinstadt Sumter, South Carolina, ist voll. Die Menge, über zwei Drittel Schwarze, hängt an den Lippen von Barack Obama, dem charismatischen Sensationsaufsteiger der Präsidentschafts-Vorwahlen 2008. "Ein neuer Ton, ein neues Teamwork muss in Washington gefunden werden“, doziert Obama in sein Mikro. "Hört nicht auf die, die mich mit Lügen mundtot machen wollen!“
Obama führt in Umfragen
Das Duell zwischen Hillary Clinton
und Obama geht heute in die nächste Runde: Bei der Vorwahl der Demokraten in
South Carolina wird ein Sieg für Obama erwartet. In einer jüngsten NBC/Wall
Street Journal-Umfrage führt Obama mit acht Prozent Vorsprung deutlich vor
Ex-First-Lady Hillary Clinton (60). Angewiesen ist er in South Carolina auf
die Stimmen der Afroamerikaner, die hier etwa die Hälfte der Parteianhänger
stellen. Mit einem Sieg könnte er im Match zwischen der ersten Frau und dem
ersten Afroamerikaner mit Chancen aufs Oval Office ausgleichen: Obama hätte
dann Iowa und South Carolina gewonnen, Clinton New Hampshire und Nevada.
Hoffen auf Super Tuesday
Noch wichtiger: Der garantierte
Medienhype könnte Obama bitter nötigen Schwung für den vorentscheidenden
Super Tuesday bringen, wenn am 5. Februar 22 Staaten Vorwahlen abhalten.
Denn auf diesen Tag hoffen Hillarys Strategen: Sie führt in landesweiten
Umfragen. Per Jet düst sie durch die USA, spult Auftritte in
Super-Tuesday-Staaten ab – von Kalifornien, über Arizona bis New Jersey.
Wahlkämpfer Bill
In South Carolina hingegen kämpfte einsam
Gatte Bill für sie. Hillary setzt auf die Erfahrung ihres Mannes, der immer
wieder zwischen den Zeilen durchklingen lässt, dass Obama zu jung für das
Amt des Präsidenten ist. Auch andere Attacken von Bill, der für seine Gattin
die "Drecksarbeit“ verrichtet, sorgen für Unruhe: Hillary habe in South
Carolina „kaum Chancen“, da die Hälfte der Wähler Schwarze seien, sagte er
zuletzt. Parteigrößen forderten Bill auf, sich einzubremsen: Die Aussagen
seien "unangebracht“ für einen Ex-Präsidenten, meckerte Senatsführer Tom
Daschle.
Neuer Skandal?
Der nächste Aufreger: Clinton warf Obama kürzlich
in einer TV-Debatte vor: „Sie haben einen Hausvermieter in Chicago als
Anwalt vertreten, der sich trotz slum-ähnlicher Umstände in der Innenstadt
Chicagos bereicherte“. Peinlich: Gestern tauchte ein Foto auf, auf dem das
Ehepaar Clinton ausgerechnet gemeinsam mit diesem Hausvermieter für die
Kamera posiert. Clinton: "Ich kenne den Mann nicht, von mir werden Tausende
Fotos gemacht ...“
(bah)