TV-Interview

Obama über Macht, Liebe und Girlie-Dogs

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Im ersten großen TV-Interview nach der Wahl öffnet sich Barack Obama wie nie zuvor. Und macht seiner Ehefrau Michelle live eine Liebeserklärung.

Die Euphorie über Barack Obama (47), Amerikas „schwarzen Kennedy“ ist ungebrochen: Vier Millionen wollen Obamas Krönung an den Stufen des US-Kapitols in Washington D.C. am 20. Jänner erleben – die größte Party, die die Supermacht je feierte. Seine bisherige Performance sorgt für Jubel: Im Rekordtempo ernannte er ein als kompetent gepriesenes Kabinett. Und mit der Berufung eigenwilliger Ex-Rivalen wie Hillary Clinton zeigte er Selbstvertrauen.

Zustimmung
78 Prozent sind laut Gallup-Umfrage begeistert. In einem Interview mit ABCs TV-Diva Barbara Walters (siehe rechts) zeigt Obama mit Frau Michelle (44) an der Seite seine private und emotionelle Seite.

Frage: Was ist die größte Sorge?
Barack Obama: Wir haben einen Präsidenten, der als „lahme Ente“ gilt, einen Kongress mit ähnlichem Status – und ich selbst bin noch machtlos. Mein Job ist: das beste Team zu bilden, Pläne bereit zu haben – sodass wir am 20. Jänner Vollgas geben können.
Frage: Viele sehen Sie als Messias, der die Wirtschaft rettet, die Umwelt – und alles pronto.
Obama (lacht): Ich wollte mich im Wahlkampf als jemand präsentieren, der für die Mittelklasse kämpft. Diese Erwartungshaltung kann ich erfüllen. Dazu soll den Bürgern der Glaube an eine kompetente und ehrliche Regierung zurückgegeben werden. Und wenn ich den Menschen wieder Hoffnung geben kann, ist schon viel geschafft: Nur so kann die Abwärtsspirale durchbrochen werden. Aber ich bin kein Wunderheiler!
Frage: Welche Verantwortlichkeiten haben die Bankenbosse?
Obama: Wenn jemand das Geld anderer verspielt und sich selbst einen Millionen-Bonus auszahlt, verdeutlicht das den Kollaps aller ethischen Standards. Das Mindeste, was Bankenbosse jetzt tun sollten, ist, auf ihre Prämien zu verzichten!
Frage: 700 Milliarden wurden Banken bereits versprochen – Sie reden nun von einem weiteren gigantischen Konjunkturpaket: Woher das Geld?
Obama: Wir müssen an den Kern der Sache: Hausbesitzern etwa helfen, ihre Raten zu bezahlen. Aber ich bin noch nicht Präsident: Ich kann noch keine Zahlen nennen, wie groß das zweite Paket wird. Aber ich nehme mir das Recht heraus, mitzureden, wofür das Geld des ersten ausgegeben wird.
Frage: Was können die Bürger an Opfern bringen?
Obama: Jeder soll sich an den Kampfgeist erinnern, mit denen Leute wie mein eigener Großvater die weit schlimmere Great Depression durchstanden. Und dann können wir alle Energiesparen: Lichter abdrehen etwa.
Frage: Wollen Sie da im Weißen Haus ein Vorbild sein?
Obama: Ich habe mich mit dem „Hausmeister“ des Gebäudes bereits getroffen und ihn gefragt: Arbeiten wir einen Plan aus, wie wir Energie bestmöglich nützen.
Frage: Fürchten Sie um Ihr Leben?
Obama: Ich vertraue voll auf die Professionalität meiner fantastischen Secret Service-Guys, die mich überall hin begleiten. Und sehen Sie, wie weit wir allein mit meiner Wahl gekommen sind in diesem Land: Dass ich aufgrund meiner Pläne, meiner Ideen – und nicht wegen meiner Hautfarbe beurteilt wurde. Gibt es Extremisten? Natürlich, wie in jeder Gesellschaft. Doch die sind nicht das Herz unseres Volkes.
Frage: Man will Ihnen den BlackBerry wegnehmen?
Obama: Ja, das ist wirklich ein Riesenproblem! Das ist mein wichtigster Kanal zur wirklichen Welt außerhalb meines Stabes. Ich werke an einer Lösung, wie wir Sicherheitsbedenken neutralisieren könnten. Das Schlimmste für mich wäre, den Kontakt nach draußen zu verlieren.
Frage: Sie sagten: Das schwerste in Ihrem Leben war, das Rauchen aufzugeben. Würden Sie wegen des Stresses nicht gerne mal eine paffen?
Obama: Es gab während des Wahlkampfes ein paar Rückfälle. Aber Michelle ist eine gute Polizistin. Und Teil des Jobs als Präsident ist es, ein gutes Vorbild zu sein. Deshalb versuche ich auch, mich gesund zu ernähren – und vor allem fit zu bleiben. Und ich werde am Tennisplatz ein paar Basketballkörbe installieren. Die Bowlingbahn werde ich lassen – vor allem, weil ich trainieren muss.
Frage: Was würde Ihre Mutter sagen, wenn Sie leben würde?
Obama: Sie wäre gar nicht so überrascht. Sie war immer eine Träumerin. Sie trichterte mir ein: Alles ist möglich.
Frage: Was wären Sie noch gerne geworden?
Obama: Architektur hatte mich interessiert. Dann Basketball. Aber ich realisierte, nicht gut genug für einen Profi zu sein. Richter war auch so eine Idee. Doch dafür war ich zu rastlos.
Frage: Sie nennen Frau Michelle die „Liebe Ihres Lebens“.
Barack: Sie ist mein Reality Check: Niemand kennt mich so wie sie. Und wenn mein Kopf zu groß wird, lässt sie die Blase platzen. Und sie ist lustiger als ich ...
Frage: Michelle, Ihr Gatte gilt als Mr. Supercool – wann verliert er die Nerven?
Michelle Obama: Meistens schaffe nur ich das. Aber insgesamt verliert er so gut wie nie die Contenance.
Frage: Wer hat das letzte Wort, wenn Sie streiten?
Michelle: Ich. Nicht dass ich unverschämt bin, aber ich denke meist, recht zu haben. Und er ist zu cool und weiß, dass es keinen Sinn macht, weiterzuargumentieren ...
Barack: Wenn Mama happy ist, sind alle happy.
Frage: Haben Sie als erste schwarze First Lady eine besondere Verantwortung?
Michelle: Ich denke nicht in solchen Kategorien. Am wichtigsten ist es, ein Vorbild für die Nation zu sein.
Frage: Ihr ganzes Leben landet am Rücksitz, wie britische Ex-First-Lady Blair warnte.
Michelle: Wenn wir auch nur die Hälfte erreichen von dem, was wir uns vorgenommen haben, war es dieses Oper wert. Und dann habe ich noch meine entzückenden Kinder. Ich liebe Kinder, ich liebe meine Kinder. Alle berufstätigen Frauen tun das, aber für mich war immer die Balance wichtig.
Frage: Das Leben Ihrer Töchter wird komplett auf den Kopf gestellt – das muss Ihnen doch Sorgen machen?
Barack: Natürlich. Aber ich kenne Caroline Kennedy sehr gut, die auch im White House aufwuchs – und die ist die einfachste, liebevollste Person. Und unsere Kids sind nach ihrer ersten Besichtigung begeistert.
Michelle: Wir wollen auch unsere Regeln von zu Hause beibehalten: Die Kinder sollen ihre eigenen Betten machen und selbst aufräumen.
Barack: Ich will das White House kinderfreundlich machen, einen fröhlichen Ort, wo auch die Kids meiner Mitarbeiter herumtollen können. Aber es wird noch eine hektische Zeit, bis wir dort einziehen: Jetzt müssen wir mal Geschenke für die Kinder einkaufen ...
Frage: Einkaufen? Glauben die nicht an Santa Claus?
Michelle: Natürlich bringt die am Ende Santa Claus ...
Frage: Wie erziehen Sie die Kids?
Michelle: Wir reden so oft, wie es geht. Und das ist für sie auch oft schon eine Strafe: Wer will sich gerne eine ellenlange Lektion von Mummy anhören? Sie denken sich: Ich weiß! Ich weiß! Bitte hör auf zu reden, Mummy!
Frage: Vier Millionen werden zu Ihrer Inauguration erwartet.
Barack: Wir werden dennoch auf allen Pomp verzichten. Es sind ernste Zeiten. Aber ich will den Massen mit meiner Rede Mut machen: Ein neue Ära ist angebrochen.
Frage: Sie suchen nach einem Hund – ich habe einen kleinen namens „Cha Cha“, der ist wirklich süß.
Barack: Ist das so ein Schoßhund. Ein Girlie-Dog?
Michelle: Was soll das heißen? Wir sind auch Girls ...
Barack: Ich hätte lieber einen größeren, Unfug anrichtenden Hund.

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