Nach 3 Tagen

Papst beendet Tschechien-Reise

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Benedikt XVI. lobte die Gastfreundlichkeit der Tschechen.

Papst Benedikt XVI. hat am Montag seinen dreitägigen Pastoral- und Staatsbesuch in Tschechien beendet und ist am späten Nachmittag von Prag nach Rom abgeflogen. Auf dem Prager Flughafen Ruzyne verabschiedete sich der tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus von ihm. Klaus hob den Besuch als "außerordentlich erfolgreich" hervor. "Sie haben uns eine neue Hoffnung gebracht", erklärte der Präsident bei der Zeremonie. Er würdigte den "Mut des Papstes, etwas zu sagen, das man nicht immer mit Applaus begrüßt".

Rückflug mit tschechischer Luftwaffe
Benedikt bedankte sich für die Gastfreundlichkeit im Laufe des Besuchs und hob erneut die Wichtigkeit eines ökumenischen Dialogs hervor. Vieles sei bereits getan worden, um die Wunden der Vergangenheit zu heilen. Dann betrat der Papst den Airbus der tschechischen Luftwaffe, die ihn zurück nach Rom brachte.

Am Montagvormittag verneigte sich das Kirchenoberhaupt in der Basilika im mittelböhmischen Stara Boleslav (Altbunzlau) bei Prag vor den Überresten des böhmischen Nationalheiligen König Wenzel (Vaclav). Bei der anschließenden Messe vor rund 50.000 Menschen auf der nahe gelegenen Propst-Wiese hob er den vermutlich am 28. September 935 in Stara Boleslav von seinem Bruder Boleslav erschlagenen Wenzel als Beispiel hervor, dem man folgen sollte.

"Es reicht nicht, nur den Anschein eines guten und ehrlichen Menschen zu haben. Man muss es auch sein", betonte Benedikt XVI. bei dem Gottesdienst. Den wirklichen Wert der menschlichen Existenz könne man nicht nur an weltlichem Besitz und momentanen Interessen messen. Es seien nicht materielle Dinge, welche die im Herzen jedes Menschen versteckte unermessliche Sehnsucht nach Selbstfindung und Glück befriedigen würden, so der Papst.

Nach der Ermordung seines Bruders Wenzel hatte Boleslav laut Überlieferung selbst auf dessen Heiligsprechung gedrängt. So entstand bereits ab Ende des 10. Jahrhunderts ein Wenzel-Kult, der mittlerweile mit der Nationalwallfahrt am 28. September als bedeutendstes geistliches Ereignis in Tschechien gilt. Dieser Tag ist im tschechischen Kalender als Staatsfeiertag eingetragen.

Messe vor 120.000 Gläubigen
Am Sonntag hatte der Papst zum Höhepunkt seines Besuchs in Tschechien eine Messe vor etwa 120.000 Gläubigen gefeiert. Die Zahl der Gottesdienstbesucher in Brünn (Brno), darunter auch viele Deutsche und Österreicher, blieb allerdings hinter den Erwartungen der katholischen Kirche zurück, die auf 200.000 Gläubige gehofft hatte. An beiden Messen nahmen Klaus sowie weitere tschechische Spitzenpolitiker teil.

Am Sonntag hatte der Papst auch ein Treffen mit den Vertretern anderer Kirchen in Tschechien. Dabei kam der böhmische Prediger Jan Hus, der 1415 während des Konzils in Konstanz als Ketzer verurteilt und verbrannt worden war, zu Sprache. In Anspielung auf das Symposium in Rom 1999, wo Hus als Kirchenreformator anerkannt worden war, sagte Benedikt XVI., er bete dafür, dass derartige ökumenischen Initiativen Früchte nicht nur im Bemühen um die Einheit der Christen, sondern auch zum Nutzen der gesamten europäischen Gesellschaft brächten.

Mit seiner Reise wollte das Oberhaupt der katholischen Kirche an den Sturz der kommunistischen Herrschaft vor 20 Jahren erinnern und die Tschechen mahnen, sich trotz jahrzehntelanger atheistischer Regierung auf die christlichen Wurzeln des Landes zurückzubesinnen. Bei einer Volkszählung 2001 waren nur noch 3,3 Millionen der zehn Millionen Tschechen in der Kirche, 1991 waren es noch 4,5 Millionen gewesen. Tschechien gilt als das atheistischste Land Europas.

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