Frühzeitig

Plavsic aus Haft entlassen

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Bosnisch-serbische Ex-Präsidentin ist nach sechs Jahren vorzeitig frei.

Die wegen Kriegsverbrechen vom UNO-Tribunal im Jahr 2003 verurteilte ehemalige Präsidentin der bosnischen Republika Srpska, Biljana Plavsic (79), ist ab dem (heutigen) Dienstag vorzeitig frei. Früheren Medienberichten zufolge sollte Plavsic, die seit 2003 ihre elfjährige Haftstrafe in einem schwedischen Gefängnis abbüßte, im Laufe des Tages nach Belgrad zurückkehren.

"Biljana Plavsic war froh darüber, freigelassen zu werden. Das war das Einzige, worum sie sich in diesem Augenblick kümmerte. Sie bedankte sich beim Strafvollzugspersonal und ging an Bord des Flugzeugs. Was ab hier geschieht, darüber soll sie selbst berichten", lautete die abschließende Formulierung Nylens in der Presseaussendung.

Plavsics heutige Entlassung war vergangenen Donnerstag von der schwedischen Regierung beschlossen worden. Die 79-jährige verurteilte Kriegsverbrecherin hatte mit Stichtag Montag zwei Drittel ihrer elfjährigen Strafe abgesessen, zu der sie 2003 in Den Haag verurteilt worden war. Laut schwedischem Recht hat jeder Verurteilte nach dieser Zeit das Recht auf Freilassung, wenn keine Gründe zur Haftverlängerung vorliegen.

Laut der Belgrader Tageszeitung "Blic" dürfte die ehemalige bosnisch-serbische Präsidentin schon in den Vormittagsstunden in der serbischen Hauptstadt eintreffen, sollten die Behörden in Stockholm die Fluggenehmigung für eine Maschine der bosnisch-serbischen Regierung ausstellen. Dafür hatte sich in den vergangenen Tagen der Premier der kleineren bosnischen Entität, Milorad Dodik, persönlich eingesetzt. Am Montag waren die Verhandlungen zwischen Dodik und den schwedischen Behörden noch im Gange, berichteten Medien am Dienstag.

Sollte es kein Sonderflugzeug für Plavsic geben, wird sie laut Medienberichten mit einem Linienflug der serbischen Luftfahrtgesellschaft JAT Airways nach Belgrad reisen. Die Ankunft in der serbischen Hauptstadt wird gemäß Flugplan für 14.30 Uhr erwartet. Die verurteilte bosnische Politikerin hatte in den vergangenen Tagen ein Ticket für diesen Linienflug gebucht, wie die Tageszeitung "Blic" am Dienstag berichtete.

Plavsic bleibt unter ständigem Polizeischutz
Nach der Ankunft in Belgrad werde Plavsic, die in der serbischen Hauptstadt eine Wohnung besitzt, unter ständigem Polizeischutz stehen, berichtete das Blatt am Dienstag. Die serbische Polizei wird die Ex-Politikerin demnach bis zur endgültigen Bewertung ihrer Sicherheit rund um die Uhr bewachen.

"Blic" berichtete auch, dass nicht einmal die engsten Familienangehörigen, wie etwa der in Belgrad lebende Bruder Zvonko, am Montag wussten, wann genau Plavsic in Belgrad eintreffen wird. Die schwedische Regierung hatte in der vergangenen Woche eine vorzeitige Freilassung von Plavsic nach dem Abbüßen von zwei Dritteln ihrer Haftstrafe genehmigt. Grünes Licht dazu hatte im September auch das UNO-Tribunal gegeben.

Plavsic hatte sich 2001 dem Tribunal gestellt. Sie hatte nach Auffassung des Gerichts während des Bosnien-Krieges (1992-95) an der Verfolgung von Bosniaken und Kroaten mitgewirkt. Tausende kamen dabei ums Leben, weitere Tausende wurden vertrieben. Plavsic wurde im Jahr 2003 zu einer elfjährigen Haftstrafe verurteilt, nachdem sie zuvor ihre Verantwortung für Kriegsverbrechen zugegeben hatte.

Die Biologin und frühere Universitätsprofessorin in Sarajevo wurde 1992 Vize-Präsidentin der bosnischen Serbenrepublik. Nachdem Karadzic 1996 sein Präsidentenamt aufgab, wurde es von Plavsic übernommen. In der bosnischen Hauptstadt Sarajevo löste die Entscheidung über die vorzeitige Freilassung von Plavsic großen Unmut unter zahlreichen Hinterbliebenen von Kriegsopfern aus.

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