Eigentlich sollte Jean Sarkozy Präsidentensprecher David Martinon im Wahlkampf unterstüzen. Jetzt gründete er eine Gegenliste.
Nach dem spektakulären Kandidatensturz im Pariser Nobelvorort Neuilly-sur-Seine darf der Sohn des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy doch nicht Bürgermeisterkandidat werden. Der 21 Jahre alte Jean Sarkozy habe zwar "viel Talent", sei aber zu jung, sagte der Generalsekretär der Präsidentenpartei UMP, Patrick Devedjian, am Dienstag im Radiosender Europe 1. "Seine Zeit ist nicht gekommen." Im Hinblick darauf, dass Vater Sarkozy selbst fast zwei Jahrzehnte Bürgermeister von Neuilly war, das er 28-jährig handstreichartig eroberte, fügte Devedjian an: "In der Republik werden Ämter durch Verdienst erlangt, durch Arbeit, aber nicht durch Erbfolge." Die UMP unterstützt jetzt bei den Kommunalwahlen im März einen außerhalb der Partei stehenden Konservativen, der bisher die größten Aussichten auf einen Erfolg in Neuilly hat.
"Putsch"
Jean Sarkozy hatte am Wochenende an einem
"Putsch" gegen den bisherigen Bürgermeisterkandidaten David Martinon
teilgenommen, der gleichzeitig Sprecher des Élysée-Palastes ist. Grund war
eine Umfrage, nach der Martinon die Wahl in der bisherigen UMP-Hochburg im
März voraussichtlich verlieren würde. Martinon erklärte darauf am Montag
seinen Rückzug als Kandidat und bot auch seinen Rücktritt als
Präsidentensprecher an. Letzteres lehnte der Präsident ab.
In Neuilly stellt sich die UMP laut ihrem Generalsekretär jetzt hinter den 45-jährigen Unternehmer Jean-Christophe Fromantin, der bisher neben der Regierungspartei mit einer eigenen konservativen Liste kandidierte. Eine am Wochenende bekanntgewordene Umfrage hatte Fromantin 45 Prozent der Stimmen bei der Kommunalwahl vorausgesagt, Martinon nur 40 Prozent. Linke Parteien haben in der reichsten Vorstadt von Paris keine Chance.
Regierungsumbildung wird erwartet
Nach den als Stimmungsbarometer
geltenden Kommunalwahlen wird in Paris eine Regierungsumbildung erwartet.
Verbündete Kräfte will Sarkozy in einer Konföderation mit der UMP ("Union
für eine Volksbewegung") stärker einbinden. Bündnispartner wie das "Neue
Zentrum" und "die Fortschrittlichen" - Überläufer aus der Zentrumsbewegung
MoDem von Francois Bayrou und der Sozialistischen Partei (PS) - müssten in
regelmäßigen Treffen mit fester Tagesordnung eingebunden werden, hieß es.
Gleichzeitig hat Sarkozy laut Medienberichten Versuchen der "Nummer zwei"
der Regierung, Vizepremier und Umwelt-Superminister Jean-Louis Borloo, einen
Riegel vorgeschoben, eine eigene Parlamentsfraktion der Radikalen Partei zu
bilden. Borloo hatte den Vorsitz der mit der UMP verbündeten Radikalen
Partei übernommen, die als Frankreichs älteste noch existierende Partei ein
Schattendasein führt.