Laut dem Nachrichtenmagazin "Stern" haben die Behörden Erkenntnisse über die dritte RAF-Generation absichtlich zurückgehalten.
Die mit Haftbefehl gesuchten RAF-Mitglieder Daniela Klette und Volker Straub waren nach Erkenntnissen der Ermittler 1993 am Terroranschlag auf das Gefängnis im südhessischen Weiterstadt beteiligt. Eine entsprechende Vorabmeldung des Hamburger Magazins "Stern" bestätigte am Mittwoch auf Anfrage die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Deren Sprecherin Sonja Heine dementierte jedoch nachdrücklich, dass den Sicherheitsbehörden der Aufenthaltsort der beiden mutmaßlichen Terroristen bekannt sei und sie diese dennoch unbehelligt ließen.
Keine Ahnung, wo Klette und Straub stecken
"Wir wären froh, wenn
wir wüssten, wo sie sind", sagte die Sprecherin der Nachrichtenagentur AP
über die heute 49 Jahre alte Klette und den 52-jährigen Straub. Den beiden
hätten schon vor Jahren am Tatort gefundene DNA-Spuren zugeordnet werden
können. Auch ein dritter der insgesamt fünf Täter von damals wird nach
Angaben Heines mit Haftbefehl gesucht.
Letzter Anschlag der RAF
Der Anschlag vor 14 Jahren in
Weiterstadt westlich von Darmstadt gilt als die letzte Tat der
terroristischen Roten-Armee-Fraktion (RAF) vor deren Auflösung im Jahr 1998.
Der seinerzeit noch nicht in Betrieb genommene Neubau einer
Justizvollzugsanstalt westlich von Darmstadt war am 27. März 1993 von einem
"Kommando Katharina Hammerschmidt" mit 200 Kilogramm Sprengstoff so gut wie
vollständig zerstört worden. Dabei hatten die Täter eine sechs Meter hohe
Mauer um den Gebäudekomplex mit einer Strickleiter überwunden. Zum Dämpfen
der Trittgeräusche umwickelten sie dem Bericht zufolge die Sprossen mit
Teppichstücken. Nach Informationen des "Sterns" fanden Ermittler in diesen
Fetzen Haare von Klette, Staub und weiteren Personen.
Zehn Morde der dritten RAF-Generation
Klette sei zudem an einem
missglückten Autobomben-Anschlag auf die Computerzentrale der Deutschen Bank
in Eschborn beteiligt gewesen, heißt es weiter in dem Bericht. Ermittler
hätten in dem zur Bombe umfunktionierten VW-Golf Haare gefunden, die ihr
später zugeordnet werden konnten. Die sogenannte dritte Generation der RAF
verübte auch insgesamt zehn Morde, zu den Opfern zählten Deutsche-Bank-Chef
Alfred Herrhausen, Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts und Treuhand-Chef
Detlev Karsten Rohwedder.
Nicht alle DNA-Spuren konnten zugeordnet werden
Die Sprecherin
der Bundesanwaltschaft bestätigte, dass den Sicherheitsbehörden auch
DNA-Material von diesen Tatorten vorliegen. Allerdings hätten sie nicht alle
bestimmten Verdächtigen zugeordnet werden können. Nicht äußern wollte sich
Heine zu dem "Stern"-Bericht über angebliche Probleme der Zusammenarbeit von
Verfassungsschutz und Bundeskriminalamt. Diese hätten den Kreis der
Verdächtigen durch ermittlungstechnische Kleinarbeit eingekreist. Beim
Abgleich der genetischen Fingerabdrücke sei es aber zu
Koordinationsproblemen gekommen, heißt es in dem Bericht.
Nicht vor weiteren Schritten zurückgeschreckt
Entschieden
widersprach die Vertreterin der Karlsruher Ermittlungsbehörde aber dem von
dem Magazin erweckten Eindruck, die Ermittler seien vor weiteren Schritten
zurückgeschreckt und ließen die mutmaßlichen Täter unbehelligt. "Alles, was
rechtlich möglich ist, wird und wurde getan. Von einer Zurückhaltung aus
taktischen Gründen kann keine Rede sein", versicherte Heine im Gespräch mit
AP. Klette und Straub würden seit Jahren per Haftbefehl gesucht.