Die türkische Armee zieht sich aus dem Nordirak zurück. Der Militäreinsatz gegen kurdische Rebellen ist beendet.
Nach über einer Woche hat der türkische Generalstab die Militäroffensive im Nordirak für beendet erklärt. Die Armee habe das Ziel des Einsatzes erreicht, teilte der Generalstab am Freitag mit. Die Soldaten würden abgezogen. Es habe keinen Druck von außen gegeben, die Offensive gegen die als Terrororganisation eingestufte Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu beenden. US-Präsident George W. Bush hatte am Vortag vom NATO-Verbündeten Türkei ein baldiges Ende der Militäroffensive gefordert.
Medien hatten vorab berichtet
Der türkische Generalstab teilte
in Ankara mit, die für den Einsatz mobilisierten Einheiten seien zu ihren
Stützpunkten zurückgekehrt. Zuvor hatten bereits türkische Medien über das
Ende der Offensive berichtet.
PKK-Sprecher Ahmed Deniz sagte am Freitag in einem Telefongespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Suleimaniya, die türkische Armee habe bereits am Donnerstag damit begonnen, zahlreiche Stellungen in der Region Al-Amadiya zu räumen. Ein Großteil der türkischen Truppen sei inzwischen aus dem Gebiet abgezogen worden.
237 Tote
Bei dem am vergangenen Donnerstag begonnenen Einsatz
wurden nach Angaben des türkischen Generalstabes mindestens 237
PKK-Mitglieder, 24 türkische Soldaten und drei Ankara loyale Mitglieder
einer Dorfmiliz getötet. Die PKK bestreitet, dass es in ihren Reihen so
viele Tote gegeben hat. Türkische Medien hatten berichtet, die Türkei sei
mit 10.000 Soldaten in den Irak eingedrungen. Nach anderen Berichten waren
es deutlich weniger.
US-Präsident Bush hatte vom NATO-Verbündeten Türkei ein baldiges Ende der Militäroffensive gefordert. "Ich stimme stark mit (Verteidigungsminister Robert) Gates überein, dass der Einsatz begrenzt und vorübergehend sein muss", sagte Bush in Washington. Das türkische Militär müsse "schnell vorgehen, sein Ziel erreichen und wieder abziehen". Auf die Frage, wie schnell genau, sagte der Präsident: "So schnell wie möglich."
PKK-Lager erobert
Nach türkischen Medienberichten hatte die Armee
ein wichtiges PKK-Lager im Zap-Tal erobert. Der Nachrichtensender Al-Arabiya
berichtete unter Berufung auf kurdische Kämpfer im Nordirak, die türkischen
Truppen hätten sich aus Gebieten am Zab-Fluss zurückgezogen, in denen sie
zuvor Minen verlegt hätten.
Der irakische Außenminister Hoshyar Zebari begrüßte das Ende der türkischen Offensive . Damit erfüllten die türkischen Streitkräfte ihr Versprechen, das Land nach Abschluss der Militäraktionen gegen kurdische Rebellen wieder zu verlassen, sagte Zebari der Nachrichtenagentur AP.
Schiitischer Geistlicher forderte Ende der Offensive
Einer der
ranghöchsten schiitischen Geistlichen des Irak hatte zuvor die Türkei
aufgerufen, die Offensive zu beenden. Scheich Abdul Mahdi al-Kerbelai sagte
vor Zehntausenden von Pilgern in der Stadt Najaf: "Wir sind zwar dagegen,
dass bewaffnete Gruppen unser Staatsgebiet benutzen, um ein Nachbarland
anzugreifen, gleichzeitig lehnen wir aber auch jede Verletzung der
Souveränität des Irak ab." Kerbelai gilt als Vertrauter des geistlichen
Oberhauptes der Schiiten im Irak, Großayatollah Ali al-Sistani, der sich
selbst nie öffentlich zu politischen Fragen äußert.
Die Türkei betrachtet den Nordirak als Rückzugsgebiet der PKK-Kämpfer, die sie als Terroristen bezeichnet. Auch die Europäische Union und die USA stufen die PKK als Terrororganisation ein. Der bewaffnete Kampf der kurdischen Rebellen in der Türkei hat seit 1984 rund 40.000 Menschenleben gekostet.