Türkische Kampfflugzeuge haben Stützpunkte kurdischer Rebellen im Nordirak angegriffen. Es gibt offenbar eine Tote und zwei Verletzte.
Im Konflikt mit den Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat die türkische Luftwaffe in der Nacht zum Sonntag mehrere Dörfer im Norden des Irak bombardiert und dabei nach PKK-Angaben sieben Menschen getötet. Fünf Untergrundkämpfer und zwei Zivilisten seien ums Leben gekommen, teilte die PKK am Abend auf einer Website mit. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sprach von einer "erfolgreichen Operation". Sein Vertreter Cemil Cicek drohte mit weiteren Angriffen, "falls erforderlich".
Militärflugzeuge fliegen Angriffe
"Acht türkische
Militärflugzeuge haben heute früh einige Dörfer entlang der
(irakisch-türkischen) Grenze in der Nähe der Kandil-Berge bombardiert",
sagte Jabbar Jawar, ein Sprecher der "Peschmerga", der
Sicherheitskräfte im autonomen kurdischen Nordirak. Die Kampfflugzeuge
hätten auch Stellungen in Sap, Hakurk und Awasin angegriffen, teilte der
türkische Generalstab mit. Die Bombardements dauerten demnach gut drei
Stunden, die Artillerie setzte die Angriffe auch danach fort.
Aktion nur gegen PKK-Rebellen
Die Militäraktion habe sich nur
gegen PKK-Rebellen gerichtet und nicht gegen irakische Kurden, versicherte
der Generalstab weiter. Ähnliche Angriffe auf mutmaßliche PKK-Stellungen im
Nordirak hatte die türkische Armee zum ersten Mal am 1. Dezember geflogen.
Laut PKK wurden bei dem Angriff vom Sonntag "viele Zivilisten, darunter
Frauen und Kinder" verletzt. Laut dem Peschmerga-Sprecher wurden einige
Brücken zwischen Dörfern nahe den Kandil-Bergen beschädigt. Mehrere Familien
seien auf der Flucht.
Weitere Angriffe möglich
Der türkische Vizeregierungschef
Cicek sagte der Nachrichtenagentur Anadolu, wenn notwendig, werde es weitere
Angriffe gegen die PKK im Nordirak geben. Zugleich rief er die PKK-Kämpfer
auf, sich zu stellen. Die PKK erklärte auf ihrer Internetseite, vor den
türkischen Angriffen hätten US-Flugzeuge einen Monat lang in der Region
Aufklärungsflüge geflogen.
PKK im Nordirak
Das schwer zugängliche Kandil-Gebirge an der
Grenze zur Türkei ist ein Rückzugsgebiet der PKK-Rebellen, die dort
schätzungsweise 3.500 Kämpfer unter Waffen haben. Vom Norden des Irak aus
attackierten PKK-Kämpfer am 21. Oktober Einheiten der türkischen Armee,
dabei wurden zwölf türkische Soldaten getötet. Das türkische Parlament
ermächtigte die Regierung in Ankara, Truppen in den Nordirak zu entsenden,
um dort Stellungen der PKK anzugreifen. Seither hat die Armee rund 100.000
Soldaten und militärische Ausrüstung an der Grenze zum Irak zusammengezogen.
USA fürchten Destabilisierung
Die USA und die irakische
Zentralregierung, die im nördlichen Kurdengebiet wenig Einfluss hat,
fürchten im Falle einer türkischen Invasion eine Destabilisierung der
gesamten Region. Die USA liefern Ankara für gezielte Aktionen
Geheimdienstinformationen über PKK-Stützpunkte.
Angriffe angeblich mit Unterstützung der USA
Laut dem
türkischen Generalstabschef Yasar Büyükanit unterstützen die USA aber die
Angriffe. Die Türkei sei mit US-Geheimdienstinformationen versorgt worden,
die türkischen Kampfflugzeuge hätten die Erlaubnis gehabt, in den irakischen
Luftraum vorzudringen, fügte Büyükanit hinzu. "Die USA haben in der
vergangenen Nacht den irakischen Luftraum für uns geöffnet", sagte der
Generalstabschef. "Indem sie das taten, haben die USA die Operation
gutgeheißen."
Im Konflikt zwischen der PKK und der türkischen Armee wurden seit 1984 mehr als 37.000 Menschen getötet. Die Türkei, die EU und die USA betrachten die PKK als terroristische Organisation.